1823 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Leopold I und> Ludwig Xiv. 157
werde sich noch gar vieles finden, was unter diesem Namen
besetzt werden könne. — Der Vorschlag gefiel, man dachte
ihm weiter nach, um der Sache den Anschein Rechtens zu
geben, wurden 1680 vier Gerichtshöfe unter dem Namen
der Réunions- oder V c r e i n i g u n g s k a w m e r n, zu
Metz, Dornick, Breisach und Besancon eingesetzt; sie sollten
untersuchen, was dem Könige, vermöge des oben erwäbn-
ten Ausdruckes, noch an Land und Leuten gebühre. Es ist
leicht vvrauszuscbeu, daß diese Richter nicht weniges auf-
fanden. Die nichtigsten Grunde wurden hervorgesucht, um
etwas zu erhaschen, wozu man Lust hegte. Das Kloster
Weissenburg z. B., obgleich cs außer dem Elsaß lag,
wurde doch, als dazu gehörig, dem Könige zugesprachen,
weil es von deck Könige Dagobert, (vor mehr als 100o
Jahren), gestiftet sey; und das so erworbene Weissenburg
mußte wieder den Namen dazu hergebcn, um Germes-
h eim zu erhalten, denn das habe ehemahls zu Wcrffenburg
gehört. - Alls solchem Wege gelangten die vier Gerichte
zu ihren Rechtsansprüchen auf ganz Zwcibrückcn, Saar-
brück, Veldenz, Sponnheim, Mümpelgard, Lauterburg
und viele einzelne Oerrer, vorzüglich aber auf die freien
Reichsstädte im Elsaß, unter denen Straßburg die vor-
züglichste war. Sie waren im westphälischen Frieden Nicht
abgetreten; denn Oestreich hatte damahls nur seine Erb-
güter im Elsaß hingegeben.
Die Fürsten und Herreu, die so mit ihrem Eigenthum
auf einmahl von Deutschland ab zu Frankreich gezogen wer-
den sollten, erhoben laute Klagen; der Kaiser machte Ge-
genvorstellungen, und Ludwig, um wenigstens den Schein
zu beobachten, — das war die Kunst seines Lebens, —
und zugleich die Gegner sorglos zu machen, versprach, die
Gegengründe zu prüfen, und verabredete einen Kongreß
nach Frankfurth. Vorher jedoch wollte er sich in den
Besitz der Hauptfestung Straßburg setzen, welche ihm mehr
als alles andere werth war, und die als der Schlüssel des
Ovcrrheins anzusehenrst. Karl V. hatte schon ihre Wichtigkeit
in solchem Maaße erkannt, daß er sagte: wenn Wien und
Strasburg zugleich tn Gefahr wären, so würde er Straß-
burg zuerst zu retten eilen. Jetzt, im September 1681,
versammelten sich heimlich und unerwartet einige Regimen-
ter in der Nähe der Stadt und umzingelten sie plötzlich.
In den nächsten Tagen erschien auch der Kriegs-Minister
Louvoiö , des Königs treuer Helfer, mit einem Belage-
rungsheer uno Gesà-ütz, und forderte die Bürger unter
harten Drohungen zur Uebergabe auf. Auf keinen Wider-
stand gefaßt, ossneten sie die Thore; die Franzosen nahmen