1823 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
174 Vil Ztr. Dock westph. Fried, bis jetzt. 1648 — 1823.
lassen wollte. Er wankte schon und war im Begriff, den
Vertrag der Aussöhnung zu unterschreiben, als ein Bote
verkündete, der Marschall Ta llard sei mit einem frischen
Heere zu seiner Hülfe im Anzuge. Da warf der Churfürst
die Feder aus der Hand und Unterzeichnete nicht. Der
Marschall kam, aber zugleich mit ihm Eugen, der ihm ge-
folgt war und nun zu Marlborougb stieß. Den alten un-
biegsamen Prinzen von Baden sendeten sie zur Belagerung
von Ingolstadt ab, damit er ihnen den Schlachttag nicht
verderbe; mit dem bescheidenen Eugen dagegen focht der
englische Heerführer gern zusammen, weil dieser für das
Gelingen der Sache dem eigenen Rubme willig entsagte.
Am 12. August standen beide Feldderrn den Franzosen
und Baiern bei dem Flecken Hoch stö.dt gegenüber; und
am 13. begannen sie die Schlacht. Die Feinde batten die
größere Zahl und eine, durch Moräste sehr gut gedeckte
Stellung.^ Marlborough führte den rechten Flügel, der
aus Engländern und Hessen bestand, gegen die Franzosen,
Eugen den linken gegen die Baiern. Die Schlacht war eine
der'heftigsten, und mehrmahts wurden die Angreifenden
durch das furchtbarste Feuer des Geschünes zurückgeworfen;
endlich benutzte der Herzog einen Augenblick d-w Unordnung
und drang in die Franzosen ein; nun fiohen sie, und der
Churfürst, als er ihre Flucht sah, wich mit den Sernrgen
auch zurück. 28 Bataillone und 12 Geschwader Franzosen
versuchten noch, sich im Dorfe Blindheim zu behaupten; sie
wurden aber eingeschlossen und gezwungen, sich zu Gefan-
genen zu ergeben. Es war ein großer Sieg; 20,000 Fran-
zosen und Baiern lagen auf dem Schlachtfclde, 15,200
waren gefangen, und unter diesen der Marschall Tallard
selbst, mit seinem Sohne und 818 Offizieren. An Beute
hatten die Sieger eine reiche Kriegskasse gewonnen, 117
Kanonen , 24 Mörser, und 300 Feldzeichen; überdieß5000
Wagen, 3600 Gezelte, und 2 Schiffbrücken. — Von diesem
Tage an tönte Marlborughs Name in Liedern durch ganz
Deutschland; der Kaiser ernannte ihn zum Reichsfürften.
Der Ehurfürst von Baiern sah sich gezwungen, mit den
Franzosen üver den Rhein zu gehen; sein Land .wurde von
den kaiserlichen besetzt, uno seine Gemab in behielt zu ihrem
Unterhalte nur die Stadt und das Rentamt München.
— So unglücklich enoigte für ihn dieser Feldzug von 1704.
Im folgenden Jahre 1705 starb der Kaiser Leopold I.
an der Brustwassersucht, wenig betrauert von den Seurigen;
denn die Leutseligkeit, womit die Fürsten so leicht die Herzen
derer gewinnen, welche um sie sind, besaß er nicht Das
Hervorstechendste in seinem Wesen war eine strenge Gottes-