1823 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Siebenjähriger Krieg. 2w
Weser und Rhein, einräumtc. Der Herzog von Richelieu,
der dem Marschall d'etrecs im Oberbefehl folgte, ein über-
müthiger, verschwenderischer und gewissenloser Mann, sog
diese Länder durch unerhörte Erpressungen aus; uno wie
in der Nahe des Heerführers Alles sich nur der Geld-
gier und den Wollüsten überließ, so verbreitete sich bald der
ruchloseste Sinn durch das ganze Heer; er machte es zu ei-,
ncr räuberischen Horde, schlimmer als die Schaareu der
Kosacken und Kalmücken, die zu gleicher Zeit in dem König-
reiche Preußen hauseten. Das Verderbuiß der Sitten ist
in einem äußerlich gebildeten Volke gefährlicher, als in dem
rohen, weil es durch den Reiz der Verführung ein fressen-
des Gift in Städten und Dörfern, und mitten im Schooße
des häuslichen Lebens, zurückläßt. Der böse Ruf des fran-
zösischen Heeres , und der Haß der besseren deutschen Natur
gegen das glatte, geschminkte Laster, hat indeß nicht we-
nig dazu beigetragcn, fast überall in den deutschen Landen
die Gcmüther für König Friedrichs Sache zu gewinnen.
Wunderbar war es, wie ein Sieg von ihm von dem Volke
jubelnd vernommen wurde, während vielleicht der Fürst als
Reichsstand gegen ihn im Kriege w.ar. Viel war es die Ge-
walt, die überall der außerordentliche Geist über sein Zeit-
alter übt; viel die Theilnahme, welche das Gemüth dem-
jenigen schwerlich versagen kann, der allein durch seinen
Muth und seine Kraft gegen ein übermächtiges Geschick
kämpft; viel indeß auch, daß Friedrich allein mit Deutschen
gegen barbarische Horden aus Osten, und gegen die ver-
haßten Feinde aus Westen dastand, und daß selbst in dem
öftreichischen Heere Haufen von fremder Sprache, Gestalt
und Sitten, und mit verderblicher Raubsucht, Kroaten und
Panduren, fochten. Hätte Friedrich allein gegen Oestreicher
und andere Deutsche den Krieg geführt, das vaterländische
Gemüth hätte nur Raum gehabt für das Gefühl der Klage
und des Unmuthes über die Verirrung derer, die sich brü-
derlich die Hand reichen sollten. Am meisten war es das
nördliche Deutschland, größtentheils dem Könige verbündet,
welches sich zu den Seinigen rechnete, und Freude und
Leid mit ihm theilte; weil hier der Kampfplatz gegen die
Franzosen war, so galt hier Friedrichs Sache als die deut-
sche Sache.
Die Konvention zu Kloster-Seevcn öffnete den Fran-
zosen den Weg bis an die Elbufer und bis-uach Magdeburg
ihr anderes Heer, mitten deutscher.'Reichstruppen verei-
nigt, stand schon in Thüringen, und bereitete sich, das
sächsische Land, der Preußen Stütze und Lorrathskammer,
ihnen zu entreißen.
Kohlr.d.g. 2r Lh. 5le liufi.
14