1823 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
2h6 Vii. Ztr. Vom westph. Fried, bis jetzt. 1648 — 1823.
selbst hat von seinem Bruder das Unheil gefällt, er sei der
einzige Feldherr des Krieges gewesen, der keinen Fehler ge«
macht habe.
Doch zwei große Verluste, die der König noch am Ende
dieses Feldzuges erlitt, konnte Heinrich nicht abwenden.
Der erste war die Räumung von Dresden, des wichtig-
sten Platzes für Preußen, für den ganzen Krieg. Friedrich
hatte seinem dortigen Befehlshaber, dem Grafen Schmettau,
in ver ersten Niedergeschlagenbeit nach der Kuncrsdorfer
Schlacht, den Befehl zugeschickt, wenn er ernsthaft ange-
griffen werde, nur die Kriegs-Kaffe von 7 Millionen Tha-
ler zu retten. Diesen Befehl zu wörtlich befolgend, über-
gab Schmettau der Reichsarmee an demselben Tage (den
4. September) die Stadt, als der später vom König zum
Entsatz abgesandte General Wunsch schon in ihrer Nähe
war. Die Kriegskasse war gerettet, aber alle Vorräthe und
der Platz selbst, der dem Feldmarschall Daun die Möglich-
keit darbot, zum erstenmal sein Winterlager in Sachsen zu
nehmen, waren verloren. Der König versuchte Alles, ihn
aus seiner Stellungzu vertreiben. Er sandte den General
Fink mit 15,000 Mann in den Rücken des östreichischen
Heeres, nach Maren; aber der Eifer für die Ausführung
des Einen Gedankens verdeckte dem Könige die Gefahr die-
ses Unternehmens. Der Anführer, welcher sie sah und
seiner Vorstellungen ungeachtet ausharren mußte, verlor,
als er angegriffen wurde, die Zuversicht des Gemüthes und
dadurch die Besonnenheit, und gab sich, nach blutigen Ge-
fechten, mit 11,000 Mann, die ihm übrig waren, gefangen.
Es war ein unerhörter Fall im preußischen Heere, und gleich-
sam ein Sühnopfer für die 14,000 Sachsen, die im Anfänge
des Krieges fast an gleicher Stelle gefangen genommen wa-
ren. Daun zog mit den Gefangenen wie im Triumphe in
Dresden ein, und nichts konnte ihn nun von seinem Ent-
schlüsse abbringen, in Sachsen sein Winterlager zu nehmen.
Der König, dem dieß unerträglich war, wollte ihn durch
Standhaftigkeit ermüden, und blieb noch sechs Wochenlang
in furchtbarer Kälte im offenen Feldlager bei Wilsdruf ste-
hen, wodurch Daun dasselbe zu thun und zu leiden gezwun-
gen war; endlich aber im Januar 1760 zwang die Strenge
des Winters beide, ihren Heeren Ruhe zu vergönnen; der
König blieb in dem ihm noch übrigen Theile von Sachsen,
und nahm seinen Standpunkt in Freiburg.