1823 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Das Zeitalter Friedrichs des Großen.________239
Lorbeerkranzes. ^ Das Korn, welches schon zum nächsten
Feldzüge.anfgekauft war, wurde den am meisten verarm-
ten Landleuten als Saatkorn geschenkt, und die überflüs-
sigen Pferde unter sie vertheist. In Schlesien wurden die
Abgaben auf sechs Monate, in Pommern und der Neumark,
wo die Nüssen zerstört hatten, auf zwei Jahre erlassen. Ja
der König schenkte, zur Aufhelfung des Ackerbaues und
der Gewerbe, noch baare Geldsummen, nach der Größe
des Bedürfnisses, und diese Geschenke betragen in den
24 Jahren seiner Regierung nach dem Hnbcrtsbnrger Frie-
den über 24 Millionen Thaler. Solche Großmuth durfte
sich König Friedrich deshalb zum eigene« Ruhme anrechnen,
weil sie nur durch seine große Sparsamkeit möglich war;
und mit dieser fing er, mit großartiger Gesinnung, zunächst
bei sich selbst an. Sein Grundsatz war, daß sein Schatz nicht
ihm, sondern dem Staate gehöre, durch den er zusammen-
gebracht fey; und während manche andere Fürsten, die
Schweißtropfen, die an jedem Geldstückehingen, nicht ach-
tend, in unmäßiger Verschwendung prunkten, lebte er so
einfach, daß er von der zu seiner Hofhaltung ansgesctztcn
Summe fast eine Million Thaler jährlich ersparte.
Durch des Königs vorzügliche Sorge für den Ackerbau
lebte dieser schnell wiederauf. Große Strecken Landes wur-
den urbar gemacht, neue Anbauer aus andern Länder her-
übergezogen, und wo vorher Sumpf oder Moor war, blüh-
ten bald fruchtbare Kornfelder. Der Anblick solches Fort-
fchreitens that dem Könige beiseinen jährlichen Musterungs-
reisen außerordentlich wohl, und sein lebhafter Geist be-
kümmerte sich selbst um das Kleinste, so daß wohl wenige
Fürsten ihre Staaten so kennen mögen, als Friedrich die
steinigen kannte. Wie sehr aber diese Sorgfalt des Wieder-
herstellens Noth that, geht schon aus dem Einen hervor,
daß die Zahl der im Kriege abgebrannten Häuser in sei-
nen Staaten 14,500 betrug, von denen die meisten, nach
des Königs Zengniß, von den Russen in Brand gesteckt wa-
ren. — In -Oberschlesten allein wurden von 1763—-79, 213
neue Dörfer angelegt. Dieses Land, welches so viel ge-
littenhatte, lag dem Könige besonders am Herzen, und als
er es nun wieder aufleben sah, als im Jabr 1777 bei einer
allgemeinen Zählung 180,000 Menschen mehr in Schlesien
gefunden wurden, wie im Jahre 1756, als der Kneg an-
sing; da ans solche Weise der Verlust des Krieges mit Ge-
winn ersetzt war, und Ackerbau, Gewerbe und Leinwand-
handel blühten, schreibt er selbst in einem Briefe, mit inni-
ger Zufriedenheit, welche Freude er darüber fühle, eine so tief
heruntergekommene Provmz wieder emporgehoben zu haben