Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Abth. 2 - S. 279

1823 - Elberfeld : Büschler
Der Friede zu Lüneville. 279 land bei uns Ersatz bekommen, ihm wurden die Stif- ter Fulda und Corvey und mebrere Abteien mit 45 Qua- dratmeilcn und 120,000 Einwohnern eingeräumt. 10. Eben so erhielten die andern uassauischcn Häuser, der Herzog von Oldenburg und der Fürst von Turn und Taris einige, ihren Verlusten angemessene, Entschä- digungen. Bei diesen Unterhandlungen gab Frankreich, herrischer und viel anmaßender, als bei dem westphälischen Frieden, das Gesetz, und durch Ertheilung oder Verweigerung seiner Gunst befestigte es seinen Einfluß auf unser unglückliches Vaterland, wie noch nie. Denn an seinem Worte hing da- mals, in einer Zeit, die einen Gewinn an äußerer Ausdeh- nung noch immer für das Höchste hielt, Wohl und Wehe. Der Friede von Lüneville hatte alle geistlichen Herrschaf- ten in Deutschlands bis aufeine, vernietet; von 48 Reichs- städten nur 6, Lübeck, Hamburg, Bremen, Frankfurt, Augsburg und Nürnberg, übrig gelassen; die Reichsgrafcn und Ritter mittelbar gemacht, und vieren aus der Mitte der weltlichen Fürsten den Churhut gegeben, der in wenigen Jahren seine alte, ehrwürdige Bedeutung vertieren sollte; denn diese neuen Wahlfürsten haben zu der Ausübung ihres vornehmsten Rechtes nicht Zeit gefunden. Wie der Hauch einer leichtsinnigen Gegenwart sie geschaffen hatte, die mit Gütern verschwenderisch sich zeigte, deren Werth sie nicht mehr erkannte, so verwischteste der Hauch des nächsten Au- genblicks so schnell, als sie entstanden waren. Jener Leicht- sinn war der Vorbote des nahen Umsturzes; denn gegen solche Willkühr waren die Eingriffe des westphälischen Frie- dens in die Ordnung des Reiches nur ein Kleines gewesen. Was jener schüchtern und nur als Versuch gewagt, vollführte der Lüneviller Friede un Großen, ohne Scheu gegen tau- sendjährige Stiftungen.— Eine tiefe Trauer mußte jedes vaterländische Gemüth erfüllen; denn kein Auge vermag ohne Wehmuth auf den Trümmerhaufen zu blicken, in welchen ein Sturm die geliebte Heimath verwandelt hat. Und wenn auch die Pfeiler des alten Gebäudes morsch und die^ Grundfesten erschüttert waren; an den Pfeilern und Wänden erschienen doch noch die Bildereiner großen, wür- digen Vorzeit und die Zeugnisse einer Herrlichkeit und Freu- digkeit des Volkslebens, wie wenige Geschichten sie nennen können. Der Lüneviller Friede ist die eigentliche Aufhebung der alten Reichsverfassung, nicht die nachherige Errichtung des Rheinischen Bundes und die Niederlegung d r deutschen Kai- serkrone. . Denn jener Bund war nur der Anfang eines
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer