1823 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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Der rheinische Bund.
gleich waren, untergeordnet wurden. Die freie Stadt
Frankfurt, welche der künftige Sitz der Bundesversamm-
lung seyn sollte, ward dem Fürsten Primas zugetheilt, und
verlor gleichfalls ihre Selbstständigkeit.
Es^ bedarf des richtenden Wortes über diesen Bund
nicht; das Schicksal hat ihn bald gerichtet, und die Nach-
welt wird sein Andenken vielleicht aus unserer Geschichte
zu verwischen suchen.
Der deutsche Kaiser, die entwürdigte Krone des alten
Reiches von seinem Haupte ablegend , in dem 1006ten Jahre,
nachdem Karl der Große sie aufdas seinige gesetzt hatte, er-
klärte sich zum erblichen Kaiser der östreichischen
Monarchie, den 6. August 1806.
' Welchen Schutz aber das deutsche Land, im Vergleich
mit dem des östreichischen Hauses, von dem neuen Beschützer
zu erwarten habe, davon zeugte die frische That. Zu eben
der Zeit, als der französische Gesandte Bach er zu Regens-
burg noch einmal erklärte, daß Frankreich niemals seine
Grenzen über den Rhein ausdehnen werde, wurde die Fe-
stung Wesel eigenmächtig von Frankreich in Besitz genom-
men und zu der 25sten Militärdivision geschlagen.
67. Preußens und Rußlands Krieg von 1806 und
1807.
Die Errichtung des rheinischen Bundes war sowohl feind-
lich gegen Preußen als gegen Oestreich gemeint; frühere
Bundesgenossen, so lange die Reichsverfassung gestanden,
sahen beide nun in solche verwandelt, welche beijedemzwiste
mit Frankreich ihre Feinde seyn mußten. Napoleon hatte
den König Friedrich Wilhelm früher mit der Aussicht hin-
gehalten, es könne sich unter seinem Schutze ein nordi-
scher Bund, nach dem Muster des rheinischen, bilden, der
das nördliche Deutschland umfassen solle; jetzt wurde ein
solcher Bund verworfen. Hannover sogar wurde jetzt Eng-
land wieder augeboten. Ueberhaupt geschah alles , was
Preußen kränken und ihm zeigen mußte, daß der französische
Kaiser ein selbstständiges Volk nicht mehr neben sich dulden
wolle. — Da glaubte endlich der entrüstete König, die
Ehre seines Volkes nicht länger von den übermüthigen Frem-
den verhöhnen lassen zu dürfen, und Volk und Heer stimm-
ten laut dem Könige bei. Er forderte von Frankreich, daß
es seine Truppen aus Deutschland ziehen, die Bildung ei-
ues nordischen Bundes nicht hindern, und Wesel nicht als
französische Festung behalten sollte. Als diese Punkte