1823 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
298 Vil Ztr. Vom westph. Fried, bis jetzt. 1648 — 1823.
Frieden, entschied über die Zerreißung des preußischen Staa-
tes; und bestimmte den Gang der europäischen Geschichte
noch auf mehrere Jahre hinaus, Napoleon, ein Meister
im frechen Mißbrauche des Wortes, wußte den Kaiser
Alerandcr zu überreden, daß sein einziger Zweck der Friede
des festen Landes sey, und daß er sich auf demselben nur
ansdchne, um die Küsten gegen den Uebermuth der Englän-
der zu beschützen, damit endlich die Freiheit der Meere er-
rungen werde. Auch uahm er den Schein an, daß er mit
Rußland eine feste Freundschaft wünsche, damit beide ver-
eint das Glück der Völker von Europa feststellen könnten, in-
dem ohne sie oder weder ihren Willen kein Streit sich erhe-
den dürfe.
Also wurde in diesem Frieden von Rußland Eataro, Ra-
gusa und die sieben Inseln an Frankreich abgetreten, und
zum Ersatz 400,000 Seelen vom preußischen Polen angenom-
men. Friedrich Wilhelm aber, der von seinem Königreiche
fast nichts mehr sein nennen konnte, mußte die härtesten
Bedingungen eingehcn. Er trat die Hälfte seines
Reiches, mit 5 Millionen Menschen ab. Zuerst seine pol-
nischen Länder mit der Stadt Danzig; diese wurde für eine
freie Stadt erklärt, das polnische Land aber zu einem Groß-
herzogthum Warschau erhoben. Zum Großhcrzog er-
hielten die Polen den Herrscher Sachsens; das sächsische
Haus hatte Polen schon früher beherrscht.- Friedrich
August, der sich drei'tage nach der Jenaer Schlacht für
neutral erklärt, und bald mit Frankreich ein Bündniß ge-
schlossen hatte, war indeß König geworden und dem rheini-
schen Bunde beigetreten.
Ferner verlor Preußen alle Länder zwischen der Elbe
und dem Rheine. Aus dem größten Thcile derselben bil-
dete Napoleon das neue Rönigrcich westphalen für sei-
nen jüngsten Bruder Hieronymus. Er nahm dazu auch
einen Theil des hannoverschen Landes, das Herzogthum
Braunschweig, weil dessen Herzog die preußischen Heere ge-
führt hatte, und das Churfürstenthum Hessen. 'Gegen das
hessische Fürstenhaus erging gleichfalls sein Bann, daß es
aufhören solle zu regieren, weil es sich immer feindlich gegen
Frankreich bewiesen und bei dem preußischen Kriege gleich-
falls zweideutig da gestanden habe. Und doch hatte Hessen
nur, mit Bewilligung Frankreichs, Neutralität gehalten,
Dennoch wurde das Land plötzlich überfallen und der Chur-
fürst wie ein Flüchtling aus seinem Wohnsitze gejagt. t In
denselben zog der neue König, ein ausländischer, über
deutsche Völker vom alten Urstamme der Sachsen und der