1823 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Beschluß.
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den Völkern und Herrschern gebot, in dem Größten wie in
dem Kleinsten nur der Stimme der Pflicht und Tugend Ge-
hör zu geben. Da steht nun der sichere Leitstern, welcher
nimmer verdeckt ist, und nie seinen Platz verändert. Nun
kann, was Heute als Weisheit gegolten, Morgen nicht mehr
als Thorheit gelten, und die Klugheit kann nicht mehr mit
dem Drange der Nothwendlgkeit oder der Berechnung des
Vorthcilö entschuldigen, was dem Rechte und der Wahr-
haftigkeit entgegen ist. Was diesen entgegen ist, soll nicht
mehr geschehen, unter keinerlei Vorwand, und wenn die
ganze Welt zu gewinnen wäre. Was Theodorich, was
Karl den Großen in ihren Bildungen leitete, was der ächte
Grundgedanke im Kaiserthum und Papstthum des Mittel-
alters gewesen, was einzig die Welt binden und ihre Hän-
del zu einem wohlgefälligen Schauspiele machen kann, der
christlich einige und fromme Sinn, er wurde von den Herr-
schern , die den neuen Bund gestiftet, mit Bewußtseyn, klar
und bestimmt, als Gesetz der Völker ausgesprochen. Und
was den Werth der Gabe erhöhte, war, daß die drei Stif-
ter gleichsam die Vertreter der verschiedenen Zweige gewe-
sen , in welche das Christenthum sich getheilt hat. Die un-
sichtbare Kraft der, in allen Formen ganz einigen und glei-
chen Gesinnung hatte den Sieg über den Geist der Tren-
nung und Verwerfung davon getragen. Es war ein christ-
licher Bund.
So nahm der einfache, zutrauensvolle und gläubige Sin»
diesen Bund auf; er rechnete von ihm an einen neuen Zeit-
raum für das Leben der Staaten.
74- Die Jahre 1816 bis 25.
Das Jahr 1816 war seit einem Viertel Jahrhundert das
erste, welches im völligen Frieden in Europa verfloß. Aber
so tief hatten die Schrecken des Krieges, unter welchen das
jetzige Geschlecht erwachsen ist, in die Gemüther der Men-
schen emgegristen, daß sie, wie zu der Zeit des dreißigjäh-
rigen Krieges , den Glauben nicht mehr fassen konnten, der
Friede mir seinen Segnungen könne je wieder auf der Erde
eme feste Wohnung nehmen. Jedes Gerücht machte Tau-
sende vor neuen Ausbrüchen zittern.
Auch nahm der Krieg, nachdem er auf den Schlachtfel-
dern ausgetobt, in dem Gebiete der Meinungen seinen Sitz.
Die Zeiten der alten griechischen undder italienischen Freistaa-
ten des Mittelalters schienen zurückgekehrt zu seyn, da ein
lever fur seme Meinung und für sein Bild der besten Staats-