1831 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
64 1813.
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durch Furchtsamkeit und Voreiligkeit eines Feuerwerkers, wie
der französische Bericht angiebt, der dort zur Wache ausge-
stellt war. Alle aber, die sich, noch auf dem Wege zu dieser
Retrungsbrücke hindrängtcu, stießen einen Schrei des Entsetzens
aus und zerstreuten sich nach allen Seiten, um noch einen Aus-
weg zu finden. Es war keiner mehr. Viele stürzten sich aus
Verzweiflung in die Elster, um hindurch zu schwimmen, allein
sie kamen fast alle in dem tiefen Flusie um oder blieben in
seinen sumpfigen Ufern stecken. Auch einige der Feldherrn,
die noch zurück waren, sprangen mit ihren Pferden in das
Wasser, um der Gefangenschaft zu entgehen; aber einer der
ersten, der polnische Fürst Poniatowsky, den Napoleon vor
drei Tagen zum französischen Marschall gemacht hatte, ertrank
in dem Flusse; Macdonald entkam. Unter denen die gefan-
gen wurden, waren Reynier, Bertrand und Lauriston.
An diesem Tage verlor Napoleon noch mehr, als in den
Tagen der Schlacht. Ueber 15,000 waffenfähige Krieger, die
durch das Sprengen der Brücke abgeschnirten waren, wurden
gefangen; an Verwundeten aber und Kranken blieben noch
25,000 der Gnade der Sieger überlassen. Der Kanonen und
Wagen, die um und in der Stadt stehen geblieben, war eine
unübersehbare Menge; auf der Allee allein standen 105 Ka-
nonen zusammengefahren. Es sind ihrer in diesen Tagen über
300, mit tausend Wagen, erbeutet worden. Das war ein
Trümmerhaufen, wie ihn die Geschichte selten aufzuweisen hat.
Nach Ein Uhr zogen Nlerander und Friedrich Wilhelm
mit Pem Gefolge ihrer Feldherrn, unter dem lauten Sieges-
gruße ihrer tapfern Schaaren und dem Freudengeschrei der
Einwohner, in die nun errettete Stadt ein. Wenige Stunden
nachher kam auch der Kaiser Franz, der dritte im Bunde.
Es war ein großer Augenblick, als 'sich die Dreie nun die
Rechte reichen, und zu der Errettung Deutschlands und der
Begründung einer neuen Ordnung in Europa Glück wünschen
konnten, èie erkannten es wohl, daß dieser Sieg ein großer
Wendepunkt in der Weltgeschichte, und zugleich, daß er kein
Werk menschlicher Klugheit scy, sondern daß der Gott der
Gerechtigkeit sich selbst in diesem Siege des Guten über
das Böse dem jetzigen Geschlechte kund thue, damit es sich
wieder mit ganzem Kerzen zu Ihm wende. Als am Tage zu-
vor der Oberfeldherr zu ihnen herankam, die auf einem Hügel
zusammen des Kampfes Ausgang erwarteten, und ihnen, nach
den von allen Seiten erhaltenen Nachrichten, den Sieg der
gerechten Sache verkündigte, da fielen die frommen Herrscher
auf ihre Kniee nieder und dankten im stillen Gebete dem un-
sichtbaren Geber so großer Wohlthat.