1818 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
5p Vi. Ztr. Karl V bis zum westph. Fried. 1620-1648.
bersetzung des Neuen Testaments in's Teutfche,,
damit es jedermann zugänglich würde. Da kam
zu ihm die Nachricht, daß aus übelverstandenem
Elfer Unruhen in Wltrenberg ausgebrochen seyen;
daß man die Kirchen stürme, die Heiligenbilder
mit Gewalt herauswerfe, Aliare und Beichtstühle
zerstöre; und daß fein Freund Karlstadt, ein
heftiger Mensch, an der Sp-tze dieser Ausschwei-?
fungen stehe. Luther verließ sogleich seinen Zufluchts-
ort und erschien im März 1622, ohne die Erlaub-
niß des Churfursten eingeholt zu haben, in Wit-
tenberg, predigte kräftig gegen die Unruhestifter,
und stellte die Ordnung bald und glücklich wieder
her.
Aber es folgten, nicht lange nachher, ernst-
haftere Auftritte, welche alle bürgerliche Ordnung
in Teutschland umzustürzen drohten. Wir haben
oben schon gezeigt, wie der Bauernstand daniahls
noch unter einem schwere»; 2eche seufzte. Das
Gefühl der Erbitterung hatte lange in seiner Brust
im Stillen gewohnt; jetzt brach es hervor, als der
Geist auch von einer andern Seite geregt und zur
Freiheit aufgefordert wurde. Die Dienenden glaub-
ten jetzt zur Gleichheit aller Reàe mit ihren
bisherigen Herren berufen zll seyn, und in Süd-
teutschland, ivo der Anblick der benachbarten freien
und in ihrer Freiheit so wohlhabenden Schweizer
dre Gemurher noch mehr reizte, brach zuerst ein
Aufstand aus; die ersten waren die Bauern des
Abts von Kempten und des Bischofs von Augs-
burg. Es verbreiteten sich, mit unglaublicher
Schnelligkeit, zwölf Artikel von Schwaben aus
durch ganz Teutschland, welche die Rechte und Fe-
derungen des Bauernstandes enrhielten. „Zuerst
lolle den Bauern erlaubt seyn, ihre Geistlichen
selbst zu wählen, welche ihnen das Wort Gottes
rein, ohne Vermischung menschlicher Satzungen,
predigten; in Zukunft sollten sie keinen Zehnten
geben, als vom Korn; man habe sie bis dahin
als Sclaven behandelt, da sie doch durch Christi
^lut alle zu freien Leuten geworden seyen; sie