1818 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
202 Vl.ztr.karlvbiszumwestph.fried. 1620-1648.
frf)cn Hauses wieder getrennt sey, die unter ihnr
vereinigt, kaum das ehrgeizige Volk in seinen
Schranken gehalten hatte. So lagen die größten
Entwürfe seines kühnen Geistes unvollendet oder
in Trümmern vor ihm; je heißer sein Eifer gewe-
sen war, desto heftiger mußte jetzt der Ueberdruß
in seiner Seele seyn, zumahl, da sein Körper im-
mer mehr durch eine böse Krankheitzerrüttet wurde.
Das Land, worauf er am meisten mit Freude
blicken konnte, in welchein sein Leben eine woht-
thatige Spur zurückließ, Spanien, hatte schon an
seinem Sohne Philipp einen Verwalter gefunden,
der das öffentliche Zutrauen besaß. So wurde
Karls Gedanke, gleich dem Diokletian, an dessen
Beispiel er oft dachte, seine Kronen niederzulegen
und in die Einsamkeit des Lebens einzukehren,
zum festen Entschluß. Schon früher hatte er den
Gedanken gefaßt und ausgesprochen.
Im Herbste 1666 ließ er seinen Sohn Phi-
lipp, den er vor Kurzem mit der englischen Kö-
nigstochter Maria vermählt hatte, von England
nach Brussel konnnen, und vollzog am 26. October
die feierliche Uebergabe der Niederlande aii den-
selben. Er selbst hielt eine so rührende Rede an
seinen Sohn, daß die ganze, große Versammlung
zu Thränen bewegt wurde. Er bethcuerte, wie er
seit seinem i^ten Jahre alle Gedanken allein auf
die ruhmvolle Negierung seiner Reiche gewendete
wie er überall mit eigenen 'Augen zu sehen gesucht
habe; und daher sey seine Regierung eine stete
Pilgerschaft gewesen. Neunmahl habe er Teutsch-
land/ sechsmal Spanien, vieimahl Frankreich, sie-
benmahl Italien, und zehnmahl die Niederlande
besucht; zweunahl sey er in England und eben so
oft in Afrika gewesen und habe überhaupt elf
Seereisen gemacht. Jetzt ermahne ihn sein hin-
fälliger Leib, sich aus dem Gewühl der irdischen
Geschäfte zu entfernen, und ihre Last ans jüngere
Schultern zu legen. Habe er während seiner vielen
Anstrengungen etwas wichtiges versäumt oder nicht
pecht gemacht, so bitte er alle, die dadurch gekränkt