1818 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Ferdinand I. io5
Jugend hatte er sehr eifrig des berühmten Eras-
nnrs Schrift über die Erziehung eines Fürsten
gelesen/ und Cicero's Abhandlung über die Pflich-
ten wußte er fast auswendig.
Dieser vortreffliche Fürst, der mit ganzer
Seele Katholik war, der seine Söhne in seinem
Testamente noch auf das dringendste ermahnte/
//fest, beständig, und beharrlich zu bleiben bei der
wahren, alten, christlichen Religion, wie seine
Vorfahren, römische Kaiser und Könige, auch
löbliche Fürsten von Oestreich und Burgund und
Könige von Spanien gethan, und dafür von Gott
dem Allmächtigen gesegnet seyen," — dieser Fürst
trug doch die Billigkeit gegen anders Denkende,
die jedem gutgearteren Menschen eingeboren ist,
fest in seinem Gemuthe, und gab ein Beispiel,
wie Duldung und Nachsicht mit der treuesten An-
hänglichkeit an die ei ene Kirche wohl zu vereinigen
sind. In seinen Erblanden verbreitete'sich immer
mehr die Neigung zü der neuen hehre, besonders
dadurch, daß, bei dem großen Mangel an Unrer-
richtsanstalren, sehr Viele, die ihren Kindern
Bildung geben lassen wollten, besonders die Ad-
lichen, sie nach dem Auslände schickten , und meistens
die Universität Wittenberg wählten, weil sie
durch Gelehrsamkeit vor allen berühmt war. Den-
noch kam es dem Kaiser nicht in den Sinn, als
könne und dürfe solche Richtung mit Gewalt ver-
hindert werden; vielmehr sann er auf innere
Mittel der Einigung, und wollte dazu vorzüglich
das wieder eröffnet? Eoncilium zu Trieur be-
nutzen.
In Deutschland war durch den Religionsfrie-
den zwar äußerlich die Ruhe hergestellt; allen, die
innere Beruhigung folgt nach so großen Sturmen
nur langsam und schwer. Die Partheien beobach-
teten sich noch immer mit Furcht und Eifersucht;
die widersinnigsten Gerüchte über feindselige Ab-
sichten der Gegner fanden in den gespannten Ge-
mürhern leicht Glauben. „Wenn ein Fürst einen
Obersten ober Rittmeister in Bestallung nimmt,