1818 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
lob Vi.ztr.karkvbiszumwestph.fried. 1520-1648.
so ist Mißtrauen," sagt des Kaisers Kanzler Za-
sius, „und jedes rauschende Blatt giebt zum Ver-
dacht Anlaß."
Die innere Spaltung Deutschlands wurde noch
vermehrt durch die Partheieil unter den Protestan-
ten selbst. Die R e so r m i r t e n , die sich von der
Schiveiz sind Frankreich her im Reiche ausbreite-
ten , fanden immer mehr Anhang und waren den
Lutheranern ein Aergerniß, so wie diese ihnen.
Unter den Fliesten erklärte sich zuerst der Churchürst
von der Pfalz für sie. Die Lutheraner zerfielen
aber selbst u»tter sich in zwei Partheien, eine ge-
mäßigte und eine heftige. Jene folgte Melanch-
thons Geist uird Grundsätzen, diese hielt sich an
Luthers B u ch staben, und verfocht ihn mit Feuer-
eifer, eben weil sie nur den Buchstaben verehrte;
denn wer die reinen und milden Gedanken der
Religion selbst besitzt, und tn ihrem Lichte lebt,
der eifert nicht, und noch weniger verdammt er;
wohl aber, wer in Wort und Formen das Wesen
zu besitzen glaubt. Die, welche um diese Zeit ain
lautesten ihre Stimme in der protestantischen Kirche
erhoben, gaben einen neuen Beweis, wie schwer
es dem menschlichen Geiste wird, das Maaß und
die Ruhe in seinen Bewegungen zu bewahren.
Statt des stillen F-rschens, um den Geist zu lau-
tern, und statt des christlichen Handelns, welches
erst Zeugniß über die rechte Erkenntniß ablegen
soll, setzte man das Christenthum in den Eifer,
womit eine Streitfrage, oft ein Wort, verfochten
wurde. Die Leidenschaften stiegen auf den höchsten
Grad; statt der Grunde gebrauchte man endlich
die gehässigsten Schimpfwörter, und der gewöhn-
liche Ausgang war, daß man einen jeden ver-
fluchte, welcher anderer Meinung war. Wohl hatte
der Kaiser Ferdinand Recht, iu seinem, schon
oben erwähnten, Testamente an seine Söhne von
vielen Protestanten ferner Zeit zu sagen: „Da
sie gar nicht einig, noch einhellig seyen, sondern
vielmehr uneinig und getrennt, wie es recht und
gut sshn könne, was sie glauben ? Es könne nicht