1818 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
252 Vh. Ztr. vom mesiph. Fried, bis jetzt. 1648-1l17.
haben; vielmehr wurde auch das alte, wankende
Reichsgebäude durch die steten Erschütterungen nun
völlig aus seinen Fugen getrieben. Denn weder
in dem Leben des Einzelnen, noch der Völker,
giebt es einen Stillstand; sie schreiten Unaufhalt-
sam rückwärts, wenn sie Nicht vorwärts dringen;
und Teutschland hatte eben eine große Gelegenheit
der Erhebung gleichgültig von sich gewiesen. Ue-
brigens waren die letzten zwanzig Jahre bis zu
.^arls Vi Tode , mit geringen Ausnahmen, eine Zeit
der Ruhe. Der Kaiser widmete sich vorzüglich der
inneren Verwaltung seiner großen und schönen
Länder, und dieses war für siej nach so stürmischen
Zeiten, eine Wohlthat. Auch hatte er, weil er
keine männliche Erben besaß, einen Erbvertrag,
oder pragmatische S a n c t i 0 n , verfaßt, nach
welcher alle seine Länder seiner Tochter Maria
Theresia anheim fallen sollten. Diese wünschte
er von den bedeutenden Staaten Europa's feierlich
beschworen zu sehen, um vor der Zersplitterung
der großen Monarchie gesichert zi« seyn. Es ist
dieses eine Hauptsorge seiiies Lebeiis gewesen, und
er hat seine Absicht, nach vielen fehlgeschlagenen
Versuchen, äußerlich durchgesetzt, seine pragmatische
Sanctiou wurde besiangt; allein auch an ihr ist
die Bodenlosigke»t der neueren Politik offenbar ge-
worden. Diese Sanction sicherte nach seinem Tode
seine Tochter dennoch nicht vor den Angriffen de-
rer, ivelche ihre Anspiüche mit den Waffen durch-
zuführen hofften.
Der Kaiser selbst führte noch in den Jahren
3 700 bis 35 einen Krieg für Ailgust Hl von
Sachsen, welcher zum polnischen Könige' gewählt
war, gegen Frankreich, welches den Stanis-
laus Lesczinsky, den Schwiegervater Lugwigs
Xv, wieder dazu erheben wollte. Aber der Krieg
war für Oesireich und Teutschland nicht glücklich,
und durch den Frieden blieb August Hi zwar Kö-
nig von Polen, aber Teutschland verlor dafür eine
neue Provinz an das habsüchtige Nachbarvolk;
Lothringen mußte an Stanislaus abgetreten