1818 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
254 Vii. Ztr. vom westph. Fried, bis jetzt. 1648-1817.
Ehe es jedoch auf dieser Seite bis zur Ent-
scheidung durch die Waffen kam, trat ein noch
viel unerwarteterer Feind gegen Maria Theresia auf.
Der junge König Friedrich Ii von Preußen, der
e>st in diesem Jahre 1740 zur Regierung gekom-
men war, rückte plötzlich mit einem Heere in
Schlesien ein und besetzte das Land. In der
Erklärung, die er zugleich erließ, setzte er seine
Ansprüche auf die schlesischen Fürstenthümer Jä-
gerndorf, Liegnitz, Brieg und Wohlan auseinan-
der; sie schrieben sich auf das erstcre Land noch
aus der Zeit des dreißigjährigen Krieges her, da
der Markgraf von Brandenburg Jägerndorf durch
Kaiser Ferdinand Ii wegen seiner Verbindung mit
den aufrührerischen Böhmen in die Acht erklärt,
und sein Furstenthum ihm genommen war. Der
König von Preußen behauptete, wenn die Achts-
erklärung gegen jenen Fürsten auch gerecht gewesen
sep, so hätte das Land dennoch, als ein Stam--
meslehen, deg Eeitenverwandren nicht entrissen
werden dürfen, die an dom Verbrechen keinen
Theil gehabt. Die Ansprüche aiif die Furstenthü-
mer Liegnitz , Brieg tind Wohlaii aber nahm
Friedrich Ii aus noch früherer Zerr her, nem-
lich aus einem Erbvertrage des Herzogs Friedrich
von Lregnitz mit Joachim I! von Brandenburg
aus dem Jahre 1607. — Was in des jun-
gen Königs Seele arbeitete und trieb, was ihm
im ersten Jahre feiner Regierung die Waffen
in die Hand gab und ihn begierig die Gelegenheit
ergreifen ließ, alte Rechte zu erneuern, die,
wenn er nicht geboren wurde, vielleicht auf ewig
vergessen blieben, — dieses Treibende offenbart er
uns selbst rn wenigen Worten. Nachdem er in
seiner Geschichte des Hauses Brandenburg die Er-
hebung Preußens zum Königreiche durch Friedrich
I erzählt hat, äußert er sich so darüber: „Es war
eine Lockspeise, welche König Friedrich I allen sei-
nen Nachfolgern hinwarf, und wodurch er ihnen
zu sagen schien: Ich habe euch einen Titel er-
werben, macht auch dessen würdig; ich habe den