1818 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
5rñ Vh.ztr- vom westph. Fried, bis jetzt. ¿648-3817,
so beseht, daß man sie mit sokratischett Gastinäh-
lern verglichen hat. Freilich traten, nach der Weise
der Zeit, vorzüglich nur Witz und Laune glanzend
hervor. Die Schnelligkeit, da? Treffende und Ue-
berraschende der Gedanken aalt vor Billern; Gründ-
lichkeit »nd die treue, menschliche Nachsicht fanden
in jenem Zeitalter weniger ihren Platz; und schon
die französische Sprache, welche in Friedrichs Ge-
sellschaft geredet wurde, mußte diese Richtung mit
sich bringen. — Dt« übrige Zerr des Tages war
zwischen dern Lesen der eingelausenen Berichte, den
Vorträgen der Kabinetsrathe, dem, oft eigenhän-
digen , Entwerfen der Antwertei!; ferner der An-
ordnung seiner Artlaaen bei den Lustschlöffern, den
fü'riststeileriichen Arbeiten , deren Frredr.ch eine
reiche Sammlung hinkerlajsen hat, und endlich
der Unterhaltung mir feiner Flöte, getheilt. Diese
wiegte , >vie eine vertraute Freundin, die hefrcgern
Regungen feines Innern sanft eilt; und wahrend
er mit ihr oft Stundenlang durch feine Zimmer
wa»derte, wrirde das Reich der Gedanken immer
freier/ lind sein Geist war alsdann, wie er seibff
bezeugt, anr u»igestö> tesieil thütkg. Doch litt nie
ein Geschäft de? Staates nutet den jelbstgewahl-
ten, gemüthlichern Genüffen, welche die Musik
l'nd Dichtkunst ihm vorzüglich gewahrten. Das
ist der gröfrle Ruhm des Königs, daß ihm Psucht
und Beruf über Alles heilig waren, und daher
hat man mit Recht von Friedrich gesagt, daß die
Pflicht eines König?, in rhrcin ganzem Umfange
und ihrer ganzen Würde, dis Idee, welche sein
Leben beherrschte, und seiner Seele Mittelpunkt
war. Wie hatte doch dieser König sein ganzes
Zeitalter empv!heben und mit sich fortreißen, und
an tausend gefährlichen Klippen vorüberfuhren kön-
nen , wenn von seiner Jugend au , durch Innig-
keit und Liebe, die treue, fesie, teutsche Natur,
die in ihm lag, gepflegt wäre.
Aber eben diese Jugend uno die Erziehung Fried-
richs hat manchen edleren Keim in chm unentwickelt
gelassen. Sein Barer Friedrich W U y • 1 m k