1818 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
£/ip Vii. Ztr. vom westph. Fried, bis jetzt. 1643-1817.
Mehr gegen die Verirrungen des Verstandes und
vermögen seine Binden zu zerreißen; ste zusammen
bilden eine schaffende Kraft, da das Zeital-
ter des sibermüthigen Verstandes nur zerstören
konnte.
Auch sind gewisse große und feste Erfahrungen
aus den letzten Stürmen übrig geblieben, und
werden durch die Stimme der Geschichte aller Zel-
ten bestätigt; sie sind in aller Munde und sind der
Kern fast aller Systeme; wenn sich der Streit erhebt,
so ist es nicht um sie, sondern um Nebendinge,
welche freilich oft mit ihnen selbst verwechselt werden.
Es ist durch den Gang der Revolution in
Frankreich, und die kleineren Umwälzungen bei
andern Völkern, unwidersprechlich klar geworden,
daß nicht gedeihen kann, was nur der Gegenwart
angehören und seine Lebenskraft nickt aus den
Wurzeln der Vorzeit ziehen will. Weil wir von
den Grundsätzen abgewichen waren, auf denen un-
sere Väter das Wohl des Staates wie des Hau-
ses, der Kirche wie der Gemeine, gründeten, ist
uns so großes Uebel widerfahren. Die Zukunft
ist eine Blüte des Vergangenen; die Gegenwart
steht nur als die besonnene Vermittlerin zwischen
beiden; sie hat nur Gehabt, wenn sie sich als solche
anerkennt, — Neue Gesetze sollen nur die Einwen-
dung der großen Grundsätze der Vorzeit auf die »
gegenwärtige Gestalt der Verhältnisse seyn. Denn
die Vernunft ist nicht neu, die Grundlagen des
Lebens nicht jetzt erst entdeckt. — Durch diese Be-
lehrungen , mit blutiger Schrift unserer Zeit vor
Augen geschrieben, wird die Willkühr des Verstan-
des, der gern nur sein Gebilde gelten lassen möch-
te, schon sehr eingeschränkt, und vielem heftigen
Wortstreite die sichere Erkenntniß gegenüber gestellt.
Wenn aber die Gegenwart das Recht derver-
mittlung zwischen Vergangenheit und Zukunft hat,
so liegt darin auf der andern Seite.auch die Be-
fugniß, das wirklich Veraltete abzustrcifen. Dieses
kann nur, wo es sich findet, die Form seyn; das
Wesen altert nicht, es will sich aber in neue Ge-