1817 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Die Karolinger' »5i
Bogen mit solcher Gewalt und Sicherheit, daß man
ihnen kaum ausweichen konnte; aber in der Nahe
zu fechten und Städte zu belagern, war ihnen un-
bekannt. Von Körper waren sie klein, gräßlich von
Gesicht, tiefliegenden Augen, barbarischen Sitten und
rauher, mißtönender Sprache; so daß ein alter
Schriftsteller, der zu jener Zeit lebte, sagt, man muffe
die göttliche Geduld bewundern, daß sie solchen, nicht
Menschen, sondern nienschlichen Mißgeburten, so kost-
bares Land überlassen habe *).
4. Diese furchtbaren Feinde verheerten auf eine
unerhörte Weise die teutschen Länder, während Ar-
nulphs Sohn, Ludwig das Kind, der noch un-
mündig war, König von Teutschland hieß, vom Jahr
899 — 911. Es waren vielleicht die unglücklichsten
Jahre, die jemahls über unser Vaterland gekommen
sind. Die Ungarn machten fast jedes Jahr ihre
schnellen und stürmischen Züge in eine Provinz, ver-
wüsteten sie mit Feuer und Schwerdt, und trieben
Tausende der Einwohner als Sclaven mit sich weg;
die Teutschen aber, so tapfer sie waren, kannten sol-
che Art Krieg zu führen noch nicht, und konnten
ihnen nicht wehren; dazu hatten sie noch keine Städte
mit Mauern, in welche sie ihre Frauen und Kinder
hätten flüchten können. Zuerst wurde Baiern von
ihnen verwüstet und die Grafen und Edlen erschlagen;
im folgenden Jahre ging es mit Sachsen und
Thüringen ehen so; in den beiden nächsten aber mit
Franken und Schwaben. Man deutete das Unglück
Teutschlands nach dem Prediger Salomo: „Wehe
dem Lande, dessen König ein Kind ist!"— Doch
dieses Kind starb zu seinem und des Landes Heile
früh, im Jahre 9,1.
*) An den Ungarn ist zu erkennen, wie sehr Klima und
Lebensart ein Volk zu veredlen vermögen; jetzt gehört
dieses, damahls so verschriene, Volk zu den schönsten und
wohlgebautesten.