1817 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Die sächsischen Kaiser 919 — *094. 167
t’m Band geknüpft, welches durch das ganze teutfche
Land reichte. Nun war es nicht mehr die Erlegung
Des wilden Tbieres oder eines Feindes, wofür man
sich von Jugend auf in den Waffen übte, sondern es
wardieehre; und wo einmahl in einem Herzen die
Ehre recht Wurzel gefaßt hat, da kehren auch bald
die andern edlen Tugenden des Gemüthes ein: die
offene Geradheit, welche jede Hinterlist verschmäht,
der Stolz der Seele auf einen untadeligen Wandel
und ein lauteres Gewiffen, die stille Frömmigkeit
und der begisterte Glaube; Tugenden, welche in der
blühenden Zeit des Ritterthums herrlich hervorleuch-
teten. — Also wurde König Heinrich ein Beredter
des Adels unter den Teutfchen.
Aber das ist nur das Eine. Er ist wohl ein
poch größerer Wohlthäter unter uns dadurch gewor-
den, daß er du^ch die Anlegung feiner Städte einen
nenen Bürger st and begründete. Denn der näch-
ste Nutzen der Städte, einen Schutz gegen die Räu-
bereien der Ungarn zu gewähren, war nur ihr ge-
ringster; viel wichtiger wurden sie als die Wiege
eines neuen Standes in Teutschland. ' Der Stand
der gemeinen freien Leute war, wie schon erzählt ist,
am Ende der karolingischen Zeiten fast erloschen; das
teutfche Volk war auf dem Wege, den Völkern gleich
zu werden, wo es nur Herren und Knechte giebt,
und der Stolz und die Kraft der Freiheit verschwun-
den ist. Schon wurde das Land größtentheils nur
Don dienstbaren Leuten bebaut; und' die bürgerlichen
Gewerbe, fo wie der Handel, waren , — kaum mög-
ten wir das Uebel in so früher Zeit suchen,— meist
in den Händen der Juden. Der Adel hielt diese
Geschäfte unter feiner Würde, der freien christlichen
Bürgersleute waren nur wenige, daher konnten die
Juden alle die Geschäfte des Lebens an sich ziehen,
welche Gewinn brachten. Sie waren schon im Be-
sitze unermeßlicher Reichthümer, und den großen und
kleinen Fürsten so wie den Adlichen fast unentbehr-
lich. weil diese sehr oft in der Notb ihres Geldes
bedurften. Ihr Hauptsitz waren die Städte am