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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 13

1875 - Münster : Coppenrath
— 13 — liche Legat Alexander auf und las die zweite zu Rom erlasiene Bannbulle vor, in welcher der Bann, welcher in der ersten nur bedingungsweise ausgesprochen war, jetzt ganz unbedingt über Luther und alle seine Schirmer und Anhänger verhängt ward. Zugleich hielt er eine feierliche Rede, in welcher er ausführlich bewies, daß Luther wirklich Sätze lehre, die von der Kirche verworfen worden seien. Dann setzte er hinzu: „es sei durchaus zwecklos, ihn nach Worms zu berufen; denn die Erfahrung habe gezeigt, daß er sich durchaus von Niemandem belehren lasse; daß er seine eigene Autorität an die Stelle der Autorität der Kirche setze und bei seinen Irrthümern hartnäckig beharre." — Allein die meisten Fürsten drangen in den Kaiser und stellten ihm vor, wie gefährlich es sei, einen Mann zu verurtheileu, der schon so zahlreiche Anhänger in Deutschland gefunden habe. Sie trugen darauf an, daß er unter sicherem Geleite nach Worms berufen und durch verständige Männer verhört mürbe; — denn aus Besorgniß hatte ihn der Kurfürst noch nicht nach dem Reichstage geschickt. Die Rede des Legaten hatte zwar einen tiefen Eindruck auf den Kaiser gemacht, ihn jedoch nicht vermocht, dem vielseitigen Verlangen der Reichsstände sich zu widersetzen. Er schickte deshalb einen Herold mit einem Geleitsbriefe nach Wittenberg, um Luther herüberzuholen. Am 4. April trat Luther in Begleitung vieler Freunde und des kaiserlichen Heroldes heiteren Muthes die Reise an. In allen Städten, in allen Orten, durch welche ihn der Weg führte, wurde sein Wagen von Menschen umringt. Alle wollten den kühnen Mönch sehen, der es gewagt hatte, dem Papste, vor welchem sich Kaiser und Könige früher gedemü-thigt hatten, öffentlich den Krieg zu erklären. Am 16. April kam er zu Worms an. Eine ungeheuere Volksmenge erwartete ihn am Thore, und nur mit Mühe konnte sein Wagen zur Herberge durchdringen. Bis tief in die Nacht war diese von neugierigen Zuschauern umringt. Gleich am folgenden Morgen holte ihn der Reichsmarschall zur Versammlung ab. Und als Luther in den Vorhof kam, wo mehre Ritter standen, soll ihm im Vorbeigehen der in den Waffen ergraute Ritter Frundsberg auf die Schulter geklopft und gesagt haben: „Mönchlein, Mönchlein, du gehst jetzt einen Gang, dergleichen ich und viele Obersten auch in unsern allergefährlichsten Schlachten nicht gemacht haben. Bist du aber auf rechter Meinung und b ein er Sache gewiß, so fahre nur in Gottes Namen, und sei getrost, Gott wird dich nicht verlassen." Jetzt rauschten die Saalthüren
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