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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 31

1875 - Münster : Coppenrath
— 31 — übrigen um sie einen Kreis schließen. Und in dem Augenblicke blitzte des Königes Schwert, und des Weibes Haupt flog vom blutenden Rumpfe. Da sangen die übrigen Weiber mit heller Stimme: „Ehre sei Gott in der Höhe!" Jauchzend fielen Zinken und Trompeten ein. Der König griff eines seiner Weiber bei der Hand und begann mit demselben auf offenem Markte um den blutigen Leichnam einen lustigen Reigentanz. Die anderen Weiber und das Hofgesinde folgten dem königlichen Beispiele. Das arme bethörte Volk schloß sich gleichfalls an den tanzenden Zug und sprang weidlich herum mit leerem, bellendem Magen, und aus aller Munde ertönte der Jubelruf: „Ehre sei Gott in der Höhe!" Unterdessen war die Noth der Belagerten, welche von dem Heere des Bischofes und dessen Verbündeten auf das Engste eingeschlossen wurden, zur gräßlichsten Höhe gestiegen, so daß sogar Mütter ihre eigenen Kinder geschlachtet haben sollen, um sie sich zum schauderhaften Mahle zu bereiten. Vergebens ließ der Bischof die Bürgerschaft wiederholt auffordern, sich auf Gnade und Ungnade zu ergeben; die Furcht vor dem entsetzlichen Johannes war stärker, als die Sehnsucht nach Erlösung, die doch jetzt in manchem Herzen aufzusteigen begann. Endlich erbarmten sich zwei Bürger der Stadt und einer von ihnen leitete in einer stürmischen Nacht vierhundert feindliche Krieger durch den Graben auf den Wall. Die schlafenden Schildwachen wurden niedergehauen, die Thore erbrochen, und ungehindert drang das Häuflein mitten in die Stadt. Da aber wurde Lärm, die bewaffneten Bürger liefen zusammen, warfen die letzten der eindringenden Soldaten zurück, verschlossen und besetzten die Thore und griffen nun die schon Eingedrungenen mit doppelter Wuth an. Fast zwei Stunden lang währte das Gemetzel in der dicksten Finsterniß, erschöpft wich die bischöfliche Schar zurück und schlug sich bis zum nächsten schwach besetzten Thore durch. Vor diesem harrte der Feldherr, Graf Wirich von Daun, mit dem Kerne seines Heeres. Das Thor wurde gesprengt, und unter lautem Siegesgeschrei strömten die hellen Scharen der Bischöflichen in die Stadt. Aber der Sieg war darum noch nicht errungen. Jeden Fußtritt Raum verkauften die halbverhungerten Wiedertäufer um Blut. Am grimmigsten war der Kampf auf dem Marktplatze. Hier stand der König mit seinen besten Leuten, und es galt, frisch zu streiten. Die ganze Nacht hindurch währte das Gewürge; blutig stieg über demselben das Morgenroth empor, und der Kampf, bei dem sich Feind und Freund erst jetzt unterscheiden konnten, wurde regelmäßiger.
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