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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 71

1875 - Münster : Coppenrath
— 71 — gesellte sich noch Religionshaß. Darum beschloß sie, ihre königliche Verwandte zu verderben. Mit finsterem, argwöhnischem Blicke beobachtete sie jeden ihrer Schritte. Sobald sie die Nachricht bekam, Maria schicke sich zur Rückkehr nach Schottland an, ließ sie in aller Eile eine Flotte rüsten und alle Küsten sorgfältig bewachen, um die schottische Königin einzufangen. Am 15. August 1561 segelte Maria mit zwei Galeeren und vier Transportschiffen von Calais ab. So lange ihr die Küste im Gesichte blieb, ruhete ihr Blick auf dem schönen Lande, wo sie von Kindheit an gelebt und als Königin geherrscht hatte; und mit ausgebreiteten Armen rief sie: „Lebe wohl, geliebtes Frankreich, lebe wohl!" Am folgenden Tage entstand ein dichter Nebel, unter dessen Schutze ihre Galeeren dem auflauernden englischen Admiral glücklich entgingen; drei Transportschiffe aber fielen in dessen Hände. Mit steigender Angst näherte sie sich der vaterländischen Küste; denn wie ihr Volk gegen sie gesinnt sei, wußte sie nicht. Um so angenehmer wurde sie bei ihrer Landung überrascht, indem alle Stände zusammenströmten, um ihrer jungen schönen Herrscherin ihre Ehrfurcht zu bezeigen. Fröhlichen Gemüthes zog sie daher unter den Glückwünschen und dem Jubel ihrer Unterthanen in die Hauptstadt ein. Es war für sie ein Tag der Freude und des Glückes, der einzige vielleicht, den sie in Schottland erleben sollte. Gleich bei ihrer Thronbesteigung erhob sich in Schottland ein düsterer Geist des Mißtrauens und des Argwohnes. Die Reformirten fürchteten, unter der katholischen Königin möchte auch bald wieder die katholische Religion ihr Haupt erheben. Insbesondere bot jener Johann Knox alles auf, um die Gesinnungen der Königin zu verdächtigen und sie selbst in den Augen ihrer Unterthanen herabzusetzen. Jede unschuldige Freude, jedes Hoffest rügte er von der Kanzel in den heftigsten Ausdrücken. Selbst auf ihrem Zimmer machte er ihr oft so bittere Vorwürfe, daß sie in Thränen ausbrach. Und doch mußte sie des heftigen Mannes schonen, ihn sogar auf alle Art zu besänftigen suchen, weil sie den Einfluß kannte, den er auf das Volk hatte. Um nicht allein zu stehen, vermählte sie sich mit dem Grafen Heinrich Darnley, den sie wegen seiner Jugend und Schönheit liebgewonnen hatte. Diese Vermählung war die Vorläuferin vieler Schicksale. Maria erfuhr bald, daß das Aeußere dieses Mannes sie geblendet habe; daß er im höchsten
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