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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 220

1875 - Münster : Coppenrath
— 220 — 66. Katharina Ii., Kaiserin von Rußland (1762—1796). Diese merkwürdige Kaiserin, welche wohl die nordische Semiramis genannt wird, war 1729 zu Stettin geboren, wo ihr Vater, der Fürst von Anhalt-Zerbst, Gouverneur war. Können glänzende Waffenthaten, umfassende Gebietserweiterungen und großartige Einrichtungen für sich allein, ohne Rücksicht auf innere sittliche Würde und Haltung, Anspruch auf Größe geben, so verdient auch sie, die große Kaiserin genannt zu werden. Müssen aber zu einer wahren Größe auch diese innern Tugenden sich gesellen, welche aber die Geschichte leider nicht immer zum Maßstabe ihrer Größe nimmt, dann muß Katharina allerdings auf diesen Beinamen verzichten. Wir haben schon früher gesehen, auf welche ^unrühmliche Art sie sich auf den Thron schwang. Damals lebte noch ein Enkel Jwan's, des Stiefbruders ihres ermordeten Gemahles Peter Iii. Er hieß auch Iwan und war, weil er das nächste Recht auf den Thron hatte, im Jahre 1740 noch als Kind von wenig Monaten zum Kaiser ausgerufen worden; die herrschsüchtige Elisabeth aber hatte den Thron sich zu erhalten gewußt. Die neue Kaiserin Katharina ließ den jungen Prinzen auf der Schlüsselburg noch sorgfältiger überwachen. Ein Volksaufstand, der zu Gunsten desselben ausbrach, wurde durch Gewalt niedergeworfen, der Prinz selbst getödtet (1764). Als sie sich nun auf dem Throne hinlänglich befestigt glaubte, richtete sie ihren Blick nach Außen, um durch Eroberungen ihre Herrschaft auszubreiten. Das benachbarte Polen und die Türkei waren in tiefe Ohnmacht versunken; die Eroberung dieser Länder schien nicht sehr schwierig. Wie sie sich vorläufig eines Theiles von Polen bemächtigte , ist früher schon erwähnt. Seit dieser Zeit übte sie fortwährend einen gebieterischen Einfluß über dieses unglückliche Land. Gegen die Türken führte sie zwei Kriege; der erste begann 1768 und dauerte bis 1774. An der Spitze des russischen Hauptheeres stand Romanzow, der zwei glänzende Siege an den beiden Nebenflüssen der Donau, am Pruth und am Kagul, erfocht. Zugleich hatte die Kaiserin die Griechen in der Türkei zum Aufstande gegen die Unterdrücker gereizt, der aber zum Verderben der Griechen endete, weil sie von den Russen nicht kräftig genug unterstützt wurden. Auch zur See blieben die Russen Sieger. Ihre Admirale Elphinstone, ein geborner Engländer, und Spiritow griffen den Kapudau Pascha — so nennen die Türken den Anführer der Flotte — bet der Insel Scio am 5. Juli 1770 an und erfochten
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