1839 -
Leipzig
: Gebhardt & Reisland
- Hrsg.: Flathe, Ludwig
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Autokratie.
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gerissen und mit dieser geboten sie jener Mehrzahl, welche den Sturz
des Königthumcs gar nicht gewollt, Schweigen. Wie wenig die Re-
publik in dem Sinne der Puritaner und Presbyterianer war, zeigte
sich zuerst in Schotland. Denn die Schotten riefen sogleich nach
dem Tode Karls I. dessen Sohn Karl Ii., freilich unter schweren
Bedingungen, zu ihrem König aus 6. Febr. 1649. Das englische 1649
Parlament aber sendete Oliver Cromwell, der unterdessen den ober-
sten Heerbefehl erhalten, gegen die Schotten. Und Karl ll. bestand
nicht vor Cromwells Glück. Bei Dunbar 3. Septbr. 1650 und 1650
Worcester 3. Septbr. 1651 geschlagen, mußte er wieder hinüber 1651
auf das Festland von Europa siiehen, die Schotten aber sich nun ge-
fallen lassen, zu der englischen Republik gezogen, als ein wesent-
licher Bestandtheil derselben erklärt zu werden 4. Mai 1652. Crom-
well kehrte mit dem Heere nach England zurück. Unterdessen war
schon gezeigt, was die neue Freiheit eigentlich sei. Das Rump-Par-
lament hatte sich in der Gewalt erhalten und behauptete sich mit den
härtesten Maßregeln in derselben. Die Häupter müssen die Unmög-
lichkeit, einen wahrhaft demokratischen Staat zu bilden, um so mehr
gewahren als die Majorität der englischen Nation einen solchen gar
nicht will. Aber der alte Staat ist zusammengebrochen, das Blut
des Königs ist geflossen und die Wiederherstellung des Alten kann
nur eine harte Züchtigung der Independenten sein. Dagegen muß
Sicherheit gewonnen werden und deshalb hat sich das Parlament
nicht aufgelöst, es behauptet die liebgewonnene Herrschaft und scheint
sie für immerdar behalten zu wollen. England soll die Freiheit und
die Republik in dem einzigen Umstande finden, daß es doch einen
König nicht giebt.
Aber die Männer des Parlaments werden in ihren Gedanken
durch Oliver Cromwell gestört. Dieser gewahrt auch, daß die Re-
publik und die Demokratie nicht werden wird und er will die ver-
worrenen Verhältnisse benutzen, um sich emporzuschwingen zur könig-
lichen Macht. Also benutzt er zuerst den Haß, welchen das Rump-
Parlament selbst bei den Republikanern sich zugezogen, um es durch
die Gewalt seiner Soldaten auseinander zu jagen 19. April 16 5 3. 1653
Nun waren Königthum und Parlament hinweg, die Staatsgewalt
ledig und unbesetzt; sie schien dem Kühnen anheimfallen zu müssen,
der nach ihr greifen würde. Wenn aber, auch nachdem bereits auf
revolutionairem Wege eine Staatsgewalt vernichtet, aus der Masse
der Menschen heraus einem gelingen soll zur fürstlichen Gewalt em-
porzukommen, so müssen die Verhältnisse und seine Stellung unge-
Vlllewlm. Histoire àe Oliver Orow>veii. 1829.