1839 -
Leipzig
: Gebhardt & Reisland
- Hrsg.: Flathe, Ludwig
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Autokratie.
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werden. Der große Kriegsruhm, welcher in dem dreißigjährigen
Kriege gewonnen worden, war gegen diese Feindschaft nur so lange
eine Schutzwehr, als die Kräfte Schwedens nicht so übermäßig ange-
spannt wurden, daß die Siege mit Nothwendigkeit aufhören mußten.
Das Reich Schweden war nach dem Falle Gustav Adolfs an
seine junge Tochter Christin« gekommen, welche indessen erst am
8. Decbr. 1644, achtzehn Jahr alt, die Regierung übernahm. Das
seltsame Mannweib fühlte sich bald unheimisch auf dem Throne.
Die Staatsgeschäfte, durch finanzielle Schwierigkeiten verwickelt,
ekelten sie an. Lieber wollte sie den Künsten und den Wissenschaften
leben; es zog überdem eine innere Neigung sie zum Katholicismus,
für den jedoch eine Reaction nicht mehr vorzunehmen war. Jahre
lang trug sie den Entschluß, die Krone niederzulegen, bei sich; end-
lich führte sie denselben 16. Juni 1654, trotz der Gegenreden der 1654
treuen Schweden, aus. Die Stände und die Königin waren schon
früher über den Uebergang der Krone auf Karl Gustav, Pfalzgraf
von Zweibrücken-Birkenfeld, welchem Christina erst ihre Hand ver-
sprochen, Übereinkommen. Dieser ward nun König Karl X. von
Schweden. Nun standen die katholischen Wasa noch in Polen da.
Johann Casimir dachte wohl noch an den schwedischen Thron, aber
eine eigentliche Hoffnung auf denselben hatte er nicht mehr. Karl X.
aber wollte einen Krieg gegen Polen, und da sich sonst keine Veran-
lassung fand, mußte ihm der Umstand dienen, daß der polnische
Hof sich einmal ein Versehen in den Titulaturen des Königs von.
Schweden zu Schulden kommen lassen. Dennoch begann Karl X.
diesen Krieg mit einer großen politischen Ansicht. Er wollte alle
Lander um den baltischen Meerbusen und um die Ostsee zu dem
schwedischen Reiche bringen und die feindlichen Mächte tiefer in das
Binnenland zurückdrücken. Denn nur so, meinte er, könne die schwe-
dische Macht bestehen und dauern. Nun sind die Russen in Polen
eingebrochen und Karl X. meint, daß er nicht säumen dürfe, die
Russen könnten ihm sonst in Polen zuvorkommen. Schon hat er den
Gedanken der Theilung Polens aufgefaßt. Er unterhandelt darüber
mit Rußland, mit der Pforte, mit Oestreich, mit Brandenburg.
Die Schwierigkeit ist, daß Rußland und Schweden zugleich nach
dem Besitz der Ostseeküste streben, und daher eine Verständigung
nicht erfolgen kann. Indessen brechen die Schweden in Polen ein
und das elende Reich erlag der Gewalt ihrer Waffen; selbst Warschau
und Krakau sielen und Johann Casimir entwich nach Schlesien.
Mit dem raschen Glücke waren die Erwartungen Karls X. gestiegen.
Grauert. Christina von Schweden und ihr Hof. I. 1837.
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