1829 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Einleitung. 3s
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dienste beiwohnen, noch in der Volksversammlung erscheinen, und
viele, die der Schlacht glücklich entronnen waren, konnten ein so
trauriges Leben nicht ertragen, sondern endigten es durch freiwil-
ligen Tod.
8. 'Die Religion.
Der Deutschen Gottesdienst schloß sich an die Natur an; er
war eine Verehrung ihrer großen Kräfte uno Erscheinungen; aber
dabei war er viel einfacher und erhabener, als der Gottesdienst
der andern alten Völker, und trug das Gepräge ihres nnmitttel-
baren, tiefen Natnrgefühles. Wenn gleich noch roh, trugen sie
doch die Ahndung der unendlichen und ewigen göttlichen Kraft in
ihrer Brust; denn sie hielten es der Würde der Gottheit entgegen,
sie in Mauern einzuschließen, oder irgend einer menschlichen Gestalt
nachzubilden. Nicht Tempel baueten sie, sondern sie weiheten Haine
und Wälder, denen die Natur die Säulen gebaut hatte, und deren
Decke der unendliche Himmel selbst war, zu Heiligthümern, und
benannten nach dem Namen der Gottheit das Geheimnis;, welches
sie allein durch gläubige Andacht schaueten. Selbst ihre uralten,
dichterischen Erzählungen aus ihrer Götterwelt zeugen von der ed-
leren Sinnesart der Deutschen, welche nicht, wie Griechen und
Römer, ihren Gottheiten alle Schwächen der menschlichen Natur
andichteten, um ihre eigene Sünde damit zu bedecken, sondern die
Bilder der Stärke, der Erhabenheit, der Tapferkeit und Großmnth
in ihnen aufstellten. Und noch mehr unterscheiden sie sich von allen
alten Völkern durch den festen, heiteren Glauben an die Unsterb-
lichkeit der Seele, der bei ihnen alle Todesfurcht vertilgte. In
der Hoffnung eines andern Lebens gaben sie sich selbst den Tod,
wenn das Leben nur durch Knechtschaft erkauft werden konnte.
Diese edle Naturanlage und diese Reinbeit ihrer Religionsbegriffe
machte die deutschen Völker späterhin besonders geschickt zu der
Aufnahme des Christenthums. Sie wurden das Gefäß, welches
sich Gott für die reine Bewahrung feiner Lehre ausersehen hatte.
Denn Juden und Griechen und Römer waren schon durch Sinn-
lichkeit und Laster entkräftet; sie konnten die neue Lehre nicht fas-
sen noch halten, wie, nach dem Bilde der Schrift, der alte Schlauch
drn neuen Most nicht halten kann.