1829 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
40 (Sin leitun g,
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Die alten Deutschen verehrten gleich den Persern, Sonne,
und Feuer; als obersten Gott aber den Wodan (Guodan den
Goden, Guten, Gott). Sie nannten ihn auch mit einem schönen
Namen Allvater. — Der Sonne hielten sie in den heiligen Hai-
nen weiße Pferde, welche vor den geweihten Wagen gespannt, von
dem Priester oder dem Fürsten geführt wurden. Diese achteten
sorgfältig auf ihr Wiehern, denn das galt ihnen, wie gleichfalls
den Persern, #) als eine Vorbedeutung der Ankunft und als ein
Zeichen des Willens der Gottheit.
Als die wohltätigste Göttin verehrten sie die Mutter Erde;
sie nannten sie Hertha, '^) und von ihrer Verehrung wird nns
folgendes erzählt: „Es war auf einer Insel im Meere ein heili-
ger Hain, und in demselben ein geweihter mit Teppichen bedeckter
Wagen. Bisweilen, (das merkten die Priester), stieg die Göttin
von den heiligen Wohnungen herab, dann fuhr der Wagen mit ge-
weihten Kühen bespannt, vom Priester in tiefster Ehrfurcht beglei-
tet. Dann waren die Tage fröhlich, die Orte festlich, die sie ihrer
Gegenwart würdigte, dann zogen sie Ln keinen Krieg, ergriffen keine
Waffen, verschlossen ruhte alles Eisen; man kannte nur Friede und
Ruhe, und liebte sie allein, bis der Priester die, des Umgangs der
Sterblichen gesättigte, Göttin in den Tempel zurückführte. Dar-
auf wurde der Wagen und Teppich, und, wenn man es glauben
will, die Göttin selbst in einem geheimnißvollen See gebadet;
Sklaven verrichteten den Dienst, die sogleich derselbe See verschlang.
Daher ein geheimes Grauen und eine heilige Unwissenheit, was
das sein möge, das nur, die sterben mußten, erblickten."
„Jene Insel des heiligen Haines steht noch im Meere, (erzählt
ein Jetziger), das lieblichste Eiland der Ostsee. Ihr Name heißt
Rügen, und noch wird Germanisch in ihr gesprochen. Ein an-
deres Geschlecht und ein anderer Gott haben die alten verdrängt,
aber die unsterbliche Sage bleibt lebendig. Noch zeigt der Einge-
*) Man denke an die Wahl des Darkus Hysstaspis.
**) Tacit, Germ Xl. Die Lesart Hertha ist zwar nur eine Con-
jcctur, und Herthus oder gar Nerthus die ursprüngliche; allein die
Beschreibung der Gottheit und ihres Dienstes weiset deutlich auf die ge-
nannte Göttin hin.