1829 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
42 Einleitung.
I\V1\Vv\Vhw\W1 Mulwvvvuvvwuvtu l\V Vuv\M1v\Uu\V\1 luivmv
§uge der Cimbern und dem Heere des Ariovist kommen weissagende
Frauen vor.
Bei den Begräbnissen war kein Gepränge; nur wurde der Leich-
nam des Vornehmen wohl mit kostbarem Holze verbrannt, und
zugleich mit ihm seine Waffen oder ein Streitroß. Das Grabmal,
welches die Asche und die Gebeine des Verstorbenen deckte, war
ein Hügel von Rasen. Prächtige Denkmäler verschmähten sie, als
den Todten lästig. Wehklagen und Thränen legten sie bald, die
Traurigkeit aber spät ab. Den Frauen hielten sie die Klage für
geziemend, den Männern aber Erinnerung.
9. Künste und Fertigkeiten.
Wenn wir, nach allem Obigen, auch nach der Ausbildung der
alten Deutschen in den Künsten des Lebens fragen, so sind darüber
die Nachrichten der römischen Schriftsteller leider sehr dürftig. Von
ihrem Standpunkte verfeinerter Bildung herabsehend hielten sie es
nicht der Mühe werth, die Anfänge von Künsten, Gewerben und
Kenntnissen zu beachten, welche sich bei solchen Völkern fanden,
die ihnen Barbaren hießen. Dieses Stillschweigen hat zu dem
Glauben verleitet, die Deutschen um die Zeit von Christi Geburt
seyen als Halb-Wilde, den nordarmerikanischen Huronen ähnlich,
zu betrachten. Allein die Geschichte darf, wo sie kein ausdrück-
liches Zeugniß findet, Schlüsse ziehen aus dem, was unbestrittene
Thatsache ist. Und so dürfen wir mit voller Wahrheit also schlie-
ßen: die Deutschen um und bald nach Christi Geburt, die in
Waffen und Klugheit einem Feinde die Spitze boten, der in fünf-
hundertjährigen Kriegen mit allen Völkern der Erde die höchste
Stufe der Kriegs- und Unter^ochungs-Kunst erlernt hatte; die
Deutschen, die schon weit in ihren bürgerlichen Einrichtungen vor-
geschritten waren; denen Ehe und Häuslichkeit, die Ehre des Volks
und der Vorfahren, heilig war; die in ihren religiösen Vorstellun-
gen ein tiefes Gefühl für die höchsten Ideen des Menschengeistes
zeigten; die endlich durch eine edle Natur-Anlage und schöne Züge
der Sitten, trotz unläugbarer Wildheit ungebändigter Leidenschaften,
jenen edlen Römer zu begeistern vermochten, welchem ein hoher
Sinn für das Tüchtige und Große in der menschlichen Natur ein-