1829 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Einleitung. 45
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wohnete, diese Deutschen können nicht rohe Barbaren, nicht nord-
armerikanische Wilde gewesen seyn. Ihre Ausbildung stand schon,
so weit ihr Natur-Leben und ihre zerstreute Wohnart erlaubten,
auf einer nennenswerthen Stufe.
Ackerbau und Viehzucht in Verbindung, also eine geregelte
Laudwirthschaft, setzt die erforderlichen Geräthe voraus, wenn sie
auch noch so einfach waren. Der Deutsche verfertigte sie sich selbst.
Das Eisen dazu, wie Zu seinen Waffen, mußte er zu bearbeiten
verstehen, und die Bearbeitung des schwerflüssigen Eisens ist nicht
leicht; mochten sie auch nur das Zu Tage liegende Eisen benutzen
und nicht eigentlichen Bergbau kennen. Doch nennt Tacitus schon
Eisen-Gruben bei den Gothinen im jetzigen Schlesien.
Bei den Zügen und Schlachten der Deutschen, namentlich schon
der Cimbern und Teutonen, kommen viele Wagen und Karren
vor, auf denen die Weiber und Kinder fuhren und die ^ur Ver-
schanzung des Lagers umhergestellt wurden. Eben so erscheinen die
Deutschen auf den Flüssen und an den Küsten ihrer Meere mir
Schiffen und liefern sogar den Römern Schlachten zu Schiffe.
Völker, welche künstliche Geräthe dieser Art zu verfertigen verste-
hen, können nicht mehr Wilde seyn.
Die Kunst des Spinnens und Webens ist ebenfalls nicht ohne
zusammengesetzte Gerathe möglich; sie gehörte zu den täglichen Ge-
schäften der Frauen.
Wenn auch die Kunst des Häuserbauens nicht in's Große ge-
trieben wurde, so war doch gewiß die Burg des Vornehmen, deren
einige in den Geschichtserzähluugen Vorkommen, von der Hütte
des gemeinen Mannes schon wesentlich verschieden, und daß viel-
leicht schon das Mauern mit Steinen dabei angewendet ist, möch-
ten wir aus den unterirdischen Gruben schließen, in welchen die
Vorräthe verwahrt wurden und die Frauen häufig ihr Leinen web-
ten und welche daher wohl ausgemauert seyn mußten.
Handel und Verkehr war den alten Deutschen nicht fremd; sie
kannten sogar schon den Hebel alles Verkehrs, ein allgemeines
Tauschmittel, das Geld. Tacitus bemerkt, daß sie die alten gu-
ten Münzsorten der Römer recht wohl zu unterscheiden wußten und
lieber Silber als Gold nahmen, zum Verkehr im Kleinen. Die
große Menge römischer Münzen, die nach und nach aus deutscher