1829 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Hermann. 89
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rächen. Er unternahm drei Hauptzüge in Niederdeutschland, immer
in dieselben Gegenden, wo auch früher der Krieg war, an der Lippe,
und zugleich vom Meere her an der Ems hinauf, auf Weser und
Elbe zu. Deutschland schwebte in neuer Gefahr; denn Germanikus
war ein Kriegsheld, würdig der bessern Zeiten Roms. Aber wie
Hermann gegen den schlechteren Feldherrn den vollständigen Sieg
gewonnen hatte, so widerstand er dem besseren, welcher mit großer
Heeresmacht herankam, mit solcher Klugheit und Tapferkeit, daß
er, wenn auch nicht immer siegreich in den Schlachten, doch nach
jedem Feldzuge den Gegner zwang, sich nach seinen Festungen am
Rheine zurückzuziehen. Und so that er in diesen Jahren nicht
weniger für des Vaterlandes Freiheit, als in der Vertilgung der
Varianischen Legionen.
Den ersten Feldzug im Jahr 14 nach Ehr. Geb. machte Ger-
rnanikus mit 12,000 Mann Römer und einer Anzahl Bundesge-
nossen vom Rheine aus, da, wo jetzt Büderich und Wesel
liegen, durch den Casischen Wald, in das Gebiet der Marsen,
überfiel die Ungewarnten, die sich im. tiefen Frieden glaubten und
eben ein großes Fest feierten, hinterlistig von mehreren Seiten und
verwüstete das Land zehn Meilen weit mit Feuer und Schwerdt.
Kein Alter, kein Geschlecht wurde verschont und ein weit umher
berühmtes Heiligthum, der Tempel der Tanfana, (nach Einigen
im Teklenburgischen, nach Andern in der Gegend des jetzigen
Münster,) wurde zerstört. Weiter drang er nicht in Niederdeutsch-
land ein, denn schnell erhoben sich die Brukterer, Tubauten und
Usipeter, das Unglück der Freunde zu rächen. Der Rückzug der
Römer war nicht ohne Beschwerde; nur durch kluge und feste
Ordnung führte Germanikus die Legionen glücklich über den Rhein
zurück.
Im folgenden Jabre befreite er, nachdem er zuerst die, atten,
wie im vorigen die Marsen, überfallen hatte, den bei den Sei-
nigen verhaßten S ege st, der ihn um Hülfe anrief, aus den Hän-
den seiner Gegner. Sie belagerten ihn in seinem Schlosse,*)
Germanikus aber entsetzte ihn. Bei dieser Gelegenheit bekam er
Hermanns Gemahlin Thusnelda gefangen und führte sie nach
Rom; sie aber vergaß ihres Gemahles und der Hoheit ihres Stan-
des niemahls, und war in ihrer Gesinnung mehr ihm, als ihrem
Vater, gleich. Segestes dagegen, der nun einen Beschützer gefun-
den hatte, redete zu dem Römer im gleichen Sinne, wie zu allen
Zeiten solche, die das Vaterland verrathen haben:
„Dieses ist nicht der erste Tag meiner Treue und Beständigkeit
gegen das römische Volk,—so sprach er. Seit ich von dem gött-
lichen Augustus mit dem römischen Bürgerrechte beschenkt bin,
habe ich bei der Wahl meiner Freunde und Feinde nur auf euren
Vortheil gesehen; nicht etwa aus Haß gegen das Vaterland, —
*) Aach Ledebur die zur Zeit Karls des Großen so berühmte Eresburz.