1829 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Die salischen Kaiser. 1024—1j25. , 215
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der Hauptstadt Wien den Grund legte. Im südlichen Deutsch-
land erwarb so der Kaiser das Ucbergewicht. Iw nördlichen da-
gegen konnte er keine dauernde Gewalt erlangen ; hier wirkte der
von ihm erhobene Erzbischofs Adalbert von Mainz, (früher sein
eigner Kanzler, der zu der Gefaugennehmung des Papstes Paschal
gerathen hatte, jetzt sein unversöhnlicher Gegner,) am eifrigsten
ihm entgegen und reizte einen Fürsten nach dem andern gegen
ihn auf. Der Mittelpunkt des Widerstandes war wiederum, wie
zu seines Vaters Zeit, Sachsen. Der Kaiser zog im Jahr 1115
mit Heeresmacht in das sächsische Land, allein in der Schlacht
am sogenannten Welfe sh o l ze, nicht weit von Eisleben, wurde
er von den sächsischen Fürsten gänzlich geschlagen. Ein Zug nach
Italien, den er bald darauf unternahm, gab ihm zwar auf kurze
Zeit das Ucbergewicht in Rom, zog ihm aber dagegen 1118 den
allgemeinen Kirchenbann des neuen Papstes Gelasius zu, den
auch dessen Nachfolger Calirt Ii- bestätigte. Hauptgegenstand des
Streites war noch immer das Investitur-Recht.
Endlich, im Jahr 1122, schlossen beide Partbeien, des langen
Streites müde, auf dem Reichstage zu Worms einen feierli-
chen Vertrag, in welchem beide etwas nachgaben. Der Kaiser
gestattete die freien Wahlen der Bischöfe, und that auf die In-
vestitur mit Ring und Stab, als Zeichen der geistlichen Gerichts-
barkeit, Verzicht; dagegen sollten die Wahlen in des Königs oder
seiner Bevollmächtigten Gegenwart geschehen, er sollte in zweifel-
haften Fällen und bei Uneinigkeit der Wählenden den Ausschlag
geben, und endlich die Belehnung über die weltlichen Güter mit
dem Scepter ertheilen.
Nachdem die Urkunden öffentlich verlesen waren, gab der
päpstliche Legat dem Kaiser den Friedenskuß und hernach die
Kommunion. Die Freude der friedlich Gesinnten über die Ver-
söhnung war sehr groß; Alle gingen, wie die Urkunden sagen,
mit einem unendlichen Vergnügen auseinander-
f Nur noch wenige Jahre regierte Kaiser Heinrich, zwar im
Frieden mit der Kirche, aber nicht ohne fortwährende Unruhen
im deutschen Reich. Unter Entwürfen, die kaiserliche Macht zu
stärken, um jenen Unruhen kräftiger entgegeutreten zu können,
starb er unerwartet zu Utrecht 1125 an einem krebsartigen Ge-
schwüre, im 44sten Jahre seines Alters. Er starb kinderlos und
das salische Kaiserhaus ging mit ihm zu Ende; die meisten seiner
Erbgüter kamen an seine Neffen, die Herzöge Friedrich und Kon-
rad von Hohenstaufen. — Heinrich hat sich die Liebe seiner Zeit-
genossen nicht zu erwerben gewußt; er war herrschsüchtig, hart,
ia oft grausam. Auf der andern Seite ist nicht zu läugnen,
daß er auch große Eigenschaften besaß, Thätigkeit, Kühnheit,
Standhaftigkeit im Unglück, und einen großartigen Sinn; die
Behauptung des kaiserlichen Ansehns gegen jeden Feind desselben
erschien ihm stets als die große Aufgabe seines Lebens. — Er
wurde in Speier neben seinen Ahnherrn begraben.