1829 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
262 Schilderung des Mittelalters.
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Zur Ausschmückung der Kirchen und anderer heiligen Oerter
wurde auch die V^alerkunst fleißig geübt; und auch von ihr
sind unsere alten Städte noch herrlicher Werke voll. Die deutsche
Kunst ist ernst, keusch und sinnvoll, wie des Volkes ganze Art;
das Bedeutungsvolle ist das Vorherrschende, In den Gesichtern
der heiligen Apostel oder ehrwürdiger Bischöfe, so wie andächtiger
Männer und Frauen, die in frommer Betrachtung und im Ge-
bete dargestellt werden, drückt sich der höchste Ernst der Seele
und eine Tiefe des Gemüthes aus, welche wohl vergeblich in den
Kunstwerken eines andern Volkes gesucht wird, obwohl andere in
Anmuth und Fülle der Farben und in täuschender Darstellung
Vorzüge haben mögen. In diesen Gemälden zeigt sich ebenfalls
der unermüdete deutsche Fleiß, welcher auch die kleinste Verzie-
rung des Gewandes oder des Geräthes nicht zu gering achtet,
die Treue und Wahrheit daran zu bewähren. Zwar ist die Ma-
lerkunst bedeutend später auf ihre eigentliche Höhe gelangt, und
die Namen der berühmtesten deutschen und niederländischen Ma-
ler, welche in demselben Geiste gearbeitet haben, gehören dem
15ten und 16ten Jahrhundert an; allein auch in früherer Zeit
wurden schon herrliche Gemälde aus der heiligen Geschichte für
die Kirchen gemalt, deren Meister unbekannt sind. Am berühm-
testen wurden später Joh. von Eyck, aus Brügge, gestorben
1441, der für den Erfinder der Oelmalerei gehalten wird, sein
Landsmann, Hans Hemling, Martin Schön, von Culm-
bach in Franken, Michael Wohlgemuth aus Nürnberg, und
vor Allen der Nürnberger Alb reckt Dürer, geboren 1471,
gestorben 1528, dessen Geist und hoher Ernst aus allen seinen
Werken spricht; Lukas Kranach endlich, geboren 1470 und
gestorben 1553.
Eine dritte herrliche Kunst des Mittelalters, welche in der
Zeit der schwäbischen Kaiser vorzüglich blühte, ist die Dicht-
kunst. Auch sie zog aus der Begeisterung des ganzen Zeitalters
der Kreuzzüge ihre Lebenskraft, und war bei Großen und Nie-
drigen in hohen Ehren. Die berühmten Sänger, welche der
Menschen Herzen mit dem Gesänge der großen Thaten alter
Helden zu erheben wußten, oder durch sanfte Klage rührten und
wieder erheiterten durch anmuthigen Scherz, waren bei jedem
Feste willkommen, und zogen reich beschenkt von dem Hose der
Fürsten und Grafen in die blühenden Städte, und von einem
Orte des deutschen Landes zum andern. Bisweilen wurde ein
Wettkampf der Kunst angestellt, gleich wie die Ritter um den
Preis der Waffen stritten, und vor einer Versammlung ausge-
suchter, kundiger Richter ertönten die Lieder in den sinnreichsten
Weisen. *) Einige der berühmteste.! Dichter und Sänger aus
*) Wie z. B. der merkwürdige Krieg zu Wartburg, unter dem groß-
sinnigen Landgrafen Hermann von Thüringen, im Jahr 1207-