1829 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
288 V. Zeitraum Nud. v. Habsb. bis Karl V. 1273 —1520.
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des Scepters. „Denn, sagte er, ein Zeichen, durch welches die
Welt erlöset ist, mag doch wohl leichtlich die Stelle des Scep-
ters vertreten." Diese Rede gefiel allen Anwesenden sehr wohl.
— Dann fing der neue Kaiser die Regierung an mit Ernst und
mit väterlichem Wohlwollen, welches der Geringste vom Volke
bei ihm fand. Die neue Krone änderte nichts in seinem großen
und festen Charakter; selbst im Aeußeren blieb er so einfach, als
er zuvor gewesen. So wenig hielt er auf äußeren Schein und
prächtige Kleidung, daß er, besonders auf langen Feldzügen, sich
nicht scheute, mir seinen Kriegsgefährten einen schlechten Mantel
zu tragen und sein graues Wams selbst zu flicken- Nur einmahl
findet sich, daß er bei der ersten Zusammenkunft mit dem Papste
eine bedeutende Summe verwendet habe, um sich und seine Ge-
mahlin und Kinder zu kleiden.
Um die Gebrechen des Reiches sogleich in ihrer Wurzel zu
heilen, sandte er folgendes Schreiben an alle Vasallen und Ge-
treuen des Reichs: „Nun gedenke er mit Gottes Hülfe dem
schon lange zu Grunde gerichteten gemeinen Wesen den Frieden
zu verschaffen, und die bis daher Unterdrückten gegen die Tyran-
nei in Schutz zu nehmen, wozu er sich der Stände kräftige Mit-
wirkung verspreche."
Und mit den Worten vereinigte er die That, zog durch Fran-
ken und Schwaben und am Rheinstrom umher, und wo ein Frie-
densstörer war, der sich nicht in die Ordnung fügen wollte, den
strafte er nach der Strenge des Gesetzes. Das geschah gegen die
kleineren Räuber und Ruhestörer; aber Rudolf sah wohl ein,
daß, wenn das kaiserliche Ansehn ganz in sein altes Recht ein-
treten sollte, auch die großen Fürsten zur Erfüllung ihrer Pflich-
ten und zur schuldigen Ehrfurcht angehalten werden müßten.
Nun war aber der König Ottokar von Böhmen, der von
solcher Unterwerfung unter den Kaiser nichts hören wollte; er
war ein viel mächtigerer Fürst, als der Graf von Habsburg, er
besaß außer Böhmen auch die östreichschen Erbländer, die er nach
dem Ausstcrben des herzoglichen Hauses Babenberg theils durch
Verwandtschaftsrecht, theils durch Waffen und Geld, an sich ge-
bracht hatte, und glaubte keineswegs gehorchen zu müssen. Dazu
kam, daß die östreichischen Stände bittere Klagen gegen den Kö-
nig Ottokar erhoben, wie er sie bedrücke und viele Ungerechtigkeit
übe. Also ließ Rudolf zuerst den König cinladen, daß er auf
dem Reichstage zu Nürnberg 1274 erscheinen und von Rechts-
wegen den Lehnseid leisten solle. Aber der König kam weder
diesesmal, noch auf einem zweiten Tage zu Würzburg; und
auf einen dritten zu Augsburg, im Jahr 1275, schickte er nur
den Bischof Bernhard von Seckau als seinen Gesandten. Und
dieser war so dreist, vor den versammelten Fürsten eine lateini-
sche Rede anzuheben, worin er beweisen wollte, daß Kaiser Ru-
dolfs Wahl ungültig sey. Rudolf unterbrach ihn, und sprach:
„Herr Bischof, wenn Ihr etwas mit meinen Geistlichen abzuma-