1829 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
338 V. Zeitraum Nud. v. Habsb. bis Karl V- 1237—1520.
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ein. Wir wollen noch einen Blick auf die Zeichen zurückwerfen,
welche das Neue verkündigen, und auf die großen Erfindungen,
welche am meisten zu seiner Erzeugung mitgewirkt haben.
Erfindung des Schießpulvers. Adel. Kriegswe-
sen. — Wo und wann das Schießpulver zuerst erfunden ist, kann
nicht genau bestimmt werden; es ist wahrscheinlich, daß die Chinesen
es sehr früh gekannt haben, daß es von ihnen zu den Arabern
und durch diese nach Europa gebracht ist. Allein es wurde noch
nicht zum Kriege gebraucht, und kann also vorder auch eigentlich
noch nicht Schießpulver genannt werden. Als solches findet
es sich erst gegen das Jabr J350 im Gebrauch, und man schreibt
diese Erfindung einem deutschen Mönche Berthold Schwarz
zu. Er hatte, so erzählt man, eine Mischung von Salpeter,
Schwefel und Kohlen in einem Mörser zerrieben, es kam zufällig
ein Funke hinein, die Masse entzündete sich und warf den Stein,
mit welchem er es gerieben hatte, mit großer Gewalt in die Höbe.
Dieser Zufall leitete auf den Gedanken, große metallene Mörser
für den Gebrauch im Kriege zu verfertigen, aus denen man
Steine und Kugeln gegen eine feindliche Stadt schleudern könnte,
und so wurde das schwere Geschütz erfunden, dessen Gebrauch
schon um das Jahr 1400 ziemlich allgemein war. Zum ersten-
male geschieht des groben Geschützes in der Schlacht bei Creci
in Frankreich, zwischen den Franzosen und Engländern, im Jahr
1346, Erwähnung. Das kleine Geschütz, oder die Handbüchsen,
die ein einzelner Mensch mit sich fortträgt, erfand man etwas
später; doch wird derselben schon in einer Urkunde vom Jahr
1381 erwähnt, indem nämlich die Stadt Augsburg zu dem Kriege
der Städte gegen den Adel dreißig Büchsenschützen zu stellen sich
verpflichtete. *)
Durch diese neuerfundenen Waffen mußte die ganze Gestalt
mnd Weise des Krieges umgewandelt werden. In der alten Zeit
.wurde der Kampf fast nur in der Nähe geführt; Mann gegen
Mann mit Lanze und Schwerdt; die persönliche Kraft, Uebung,
Gewandheit und der Muth der Brust, gaben die Entscheidung.
.Falls nicht eines der Heere aus Feigheit früh floh, so war die
Schlacht nur dann entschieden, wenn der Kampfplatz mit einem
großen Theile der fechtenden Krieger bedeckt lag; die Schlachten
waren blutiger, aber entscheidender. Nachdem nun aber der
Kampf aus der Ferne die Hauptsache wurde, und der Ein-
*) Diese waren einfache Röhren, welche eben so wie die Kanonen durch
-eine Lunte angezündet wurden. Weil es aber langsam und mühselig war,
und besonders das genaue Zielen verhinderte, so erfand der deutsche Scharf-
sinn im Jahr 1551 zu Nürnberg das deutsche Feuerschloß, an welchem der
zündende Funke durch ein umlaufendes stählernes Rad, welches gegen den
Kiesel im Hahne anschlug, hervorgebracht wurde; und spater wurde diese
Erfindung in Frankreich zu dem jetzigen Flintenschloß vervollkommnet.