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1. Die deutsche Geschichte - S. 354

1829 - Elberfeld : Büschler
354 Vi. Ztr. Karl V. bis zum westph. Fried. 1520—1648. wv\imv\\uuv«v\iv\^\\ìv\i\ii\vi\\wvmn\ìua\\v\\mv\tiuhu Papste unter dem Bannflüche lagen, und die friedlichen und frommen Gemüther nicht wußten, wo ste in Wahrheit den Frie- den Christi suchen sollten. In solchen Zeiten, unter solcher Ge- walt der Leidenschaften, mußte nothwendig die alte, gläubige Ehrfurcht vor dem päpstlichen Namen bedeutend geschwächt wer- den; die unsichtbaren, heiligen Bande lösten sich allmälig auf. Dazu kam eine gränzenlose Unwissenheit des geistlichen Standes, wenigstens in seinen meisten Gliedern, — denn ein- zelne weise, kenntnißreiche Männer konnten die Finsterniß der größeren Menge nicht erhellen, Und wie aus der Finsterniß des Geistes immer das Laster folgt, welches nur durch Licht zu ver- scheuchen ist, so waren auch damals eine Menge Geistlicher von Sünden befleckt, den Guten ein Abscheu, dem Volke ein Aerger- niß. Im Jahr 1503, also geraume Zeit ehe Luther auftrat, schilderte einer der ersten Theologen Deutschlands das Sinken des geistlichen Standes mit starken Zügen. „Das Studium der Got- tesgelahrtheit ist verachtet, sagte er, das Evangelium Christi, wie die herrlichen Schriften der Väter, vernachläßigt; vom Glauben, von der Frömmigkeit, Mäßigkeit und andern Tugenden, welche selbst die bessern Heiden gepriesen, von den Wundern der Gnade Gottes gegen uns, und von Jesu Verdiensten ist bei ihnen ein tiefes Stillschweigen. Und solche Leute, die weder Philosophie noch Theologie verstehen, werden zu den höchsten Würden der Kirche, zum Hirtenamt über die Seelen erhoben! Daher der jammervolle Verfall der christlichen Kirchen, die Verachtung der Geistlichen, der gänzliche Mangel an guten Lehrern! Das ruch- lose Leben der Geistlichen schreckt gutgesinnte Eltern ab, ihre Söhne diesem Stande zu widmen. Sie setzen die Erforschung der heiligen Schrift gänzlich hintan, verlieren den Geschmack an ihrer Schönheit und Kraft, werden träge und lau in ihrem Amt und begnügen sich, wenns nur gethan, gesungen und gepredigt, und bald wieder aus ist! Mit einem Menschen, der ihnen Geld schuldig ist, reden sie ernsthafter und besonnener als mit ihrem Schöpfer. Aus langer Weile bei ihrem Amt verfallen sie, anstatt auf Bücher, auf Spiel und Schwelgen und unzüchtiges Leben, ohne sich aus der allgemeinen Verachtung im mindesten etwas zu machen. Wie ist es also nur möglich, daß bei solchem Zustande die Laien sie und die Religion irgend achten können? Das Evangelium nennt den Weg zum Himmel enge, sie aber machen ihn breit und lustig." Daß solche Schilderung nicht zu stark war, sehen wir aus hundert andern, unverdächtigen Zeugnissen. Und obgleich die Mönche eben jenen Lehrer, der sie so hart getadelt, benn Papste Julius H. anklagten, so hatte er doch die Wahrheit so sehr auf seiner Seite, daß ihn die päpstlichen Commissarien selbst losspra- chen. Völlig einstimmig, mit jenen Klagen redet der fromme Bischof von Augsburg, Christoph von Stadion, in einer Svnodalrede an seine Geistlichkeit; er wirft ihnen die gröbsten
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