1829 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Die ersten Bündnisse der protestantischen Fürsten. 375
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86. Die ersten Bündnisse der protestantischen Fürsten.
In unserm Vaterlande hatten indeß viele Fürsten schon öf-
fentlich die nene Lehre in ihren Landern eingeführt. Einer der
eifrigsten war der junge Landgraf Philipp der Großmü-
thige vonhessen; dieser drang auch bei den übrigen Fürsten,
welche mit ihm gleich gesinnt waren, darauf, daß sie ein Bünd-
niß zu gegenseitigem Schutze schließen sollten, wenn etwa die
Gegner das Wormser Edict mit Gewalt durchzuführen versuchten.
Seme Sorge war nicht ungegründet. Schon hatten mehrere
andersgesinnte Fürsten zu Leipzig eine Zusammenkunft gehalten
und über die gemeinschaftliche Vertheidigung ihrer Lander gegen
das Eindringen jeder Neuerung gerathschlagt; sic hatten den Kai-
ser um Beistand angerufen, und dieser hatte in seiner Antwort
von „Ausrottung der Irrthümer der lutherischen Sekte" gespro-
chen- Es wurde also im 1.1526 zu Torgau ein Bündniß
errichtet zwischen dem Churfürsten von Sachsen, Johann dem
Standhaften, — sein Bruder Friedrich der Weise war 1525
gestorben, — Philipp vonhessen, den Herzogen vonbraunschweig-
Lüneburg, dem Herzog Heinrich von Mecklenburg, Fürsten Wolf-
gang von Anhalt, Grafen Gebhard und Albrecht von Mansfeld
und der freien Reichsstadt Magdeburg. Auch der Markgraf Al-
brecht von Brandenburg, ehemals Meister des deutschen Ordens,
nun Herzog in Preußen, hatte die neue Lehre eingeführt, und
schloß ein besonderes Bündniß mit dem Churfürsten von Sachsen.
Der Kaiser, der damals noch in Spanien und mit dem ge-
fangenen König Franz beschäftigt war, und bald darauf, nach
dessen Loslassung, einem neuen Kriege mit ihm entgegensah, ver-
tröstete die Deutschen, welche ihn zur Beilegung der Händel her-
beiwünschten, mit einem neuen Reichstage, sobald er irgend
Muße finde, zu ihnen zu kommen. Indeß ließ er im Jahr 1529
vorläufig einen Reichstag zu Speier halten. Dieser machte
aber den Riß zwischen beiden Partheien nur größer, denn er gab
der neuen einen Namen. Die Mehrheit der Stände, welche
katholisch war, faßte den Beschluß: „Es solle im Wesentlichen
bei dem Wormser Edicte bleiben, die Messe beibehalten werden,
und die, bei denen die neue Lehre Eingang gefunden habe, soll-
ten sich aller Neuerungen enthalten; keiner solle übrigens des
andern Unterthanen, des Glaubens halber, in Schutz wider ihre
Obrigkeit nehmen." — Mit diesem Schlüsse waren die lutherisch
Gesinnten unzufrieden, und legten eine förmliche Verwahrung,
Protestation, dagegen ein, wovon sie den Namen Protestan-
ten erhalten haben. Es waren die meisten der oben erwähnten
Fürsten, welche den Torganer Bund geschlossen hatten, auch der
Markgraf Georg von Brandenburg von der fränkischen Linie, und
die Städte: Straßburg, Nürnberg, Ulm, Kostnitz, Reutlingen,
Windsheim, Memmingen, Lindau, Kempten, Heilbronn, Jßny,
Weißenburg, Nördlingen und St. Gallen.