1829 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Vorbereitungen zum Kriege. 393
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Richtung ging mebr nach Außen. Es trieb ihn von früh auf ein
brennender Ehrgeiz, und hätte nicht das ganze Verhältniß der
Zeit ihn immer schärfer vom Kaiser geschieden, so möchte er wohl
einen glänzenden Platz unter dessen Freunden und Heerführern
eingenommen haben. Nun aber, da ihn das Schicksal an die
Spitze der Gegenpartei gebracht hatte, bedachte Philipp mit küh-
nem Geiste alle Mittel gegen den Kaiser und besaß darin einen
hellen Blick, welcher den des sächsischen Churfürsten bei weitem
übertraf. Er hätte schon oft, im günstigen Augenblicke, gar gern
die Waffen ergriffen, um sich und seinen Glaubensgenossen die
Rechte zu erstreiten, welche ihnen immer nur auf beschränkte
Zeit, aus kaiserlicher Gnade, bewilligt wurden; auch wissen wir,
wie er schon zweimal, für Ulrich von Würtemberg und gegen
den Herzog von Braunschweig, kühn das Wagestück unternommen
hatte; allein zu größern Unternehmungen stand ibm immer die
Scheu des Churfürsten vor der Verletzung des Gesetzes im Wege,
und nur die gemeinschaftliche Gefahr hielt die so verschiedenarti-
gen fast widerstrebenden, Gcmüther zusammen. In dem Augen-
blicke der Entscheidung mußte die Ungleichheit der Gesinnung
nothwendig Verwirrung erzeugen.
Dieses war die schwache Seite des schmalkaldischen Bundes;
sonst hätte seine Macht, unter guter und einiger Führung voll-
kommen hingereicht, sich in gerechter Selbstvertheidigung gegen
den Kaiser zu behaupten. Und in diesem Falle war die Weise
und die Gesinnung des sächsischen Churfürften sehr löblich. Ohne
die Einmischung fremder Herrscher, welche den Deutschen immer
verderblich gewesen ist; mit Ehrfurcht vor der kaiserlichen Maje-
stät, so lange diese selbst in den Schranken des Rechts blieb; ohne
die unedle Hülfe listiger Staatsklugheit, welche die Wahrheit nur
in sofern ehrt, als sie mit dem Vortheil zusammenstimmt: gerade
und offen, hätte die ganze protestantische Parthei für ihre Glau-
bensfreiheit die Waffen mit Erfolg führen können. Allein, wie
im Innern des schmalkaldischen Bundes, so fehlte ihr im Gan-
zen die Einheit. Mehrere ihrer bedeutendern Fürsten hatten sich
dem Bunde nicht angeschlossen, und vermehrten sogar die Macht
des Kaisers. Der junge Herzog Moritz von Sachsen obwohl
selbst Protestant und Vetter des Churfürsten, so wie Eidam des
Landgrafen Philipp, war in heimlichem Einverständniß mit Kai-
ser Karl, der brandenburgsche Markgraf Johann von Küstrin
trennte sich vom schmalkaldischen Bunde, und der Markgraf A t-
brecht von Baireuth trat sogar offenbar in des Kaisers Dienste.
Der Herzog Moritz gehörte zu den ausgezeichnetsten Männern
sein * Zeit. Jung, rasch und kübn, besaß er doch schon den
Scharfblick des reiferen Alters in Ucbcrschauung der Verhältnisse
und im Bilden seiner Entwürfe. Auch sein Aeußeres zeigte den
vollendeten Mann; die Augen waren flammend und durchdrin-
gend, und in seinem braunen Gesichte alle Züge des Helden.
Selbst der Kaiser Karl, der die Deutschen seinen Südländern