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1. Die deutsche Geschichte - S. 394

1829 - Elberfeld : Büschler
394 Vi. 3fr. Karl V. bis zum westphäl. Fried. 1520 —1648. nachstellte und wenige unter ihnen besonders achtete, lernte den Herzog früh kennen und das Große in seiner Natur schnell aussindend, hielt er ibn vor Allen werth. Allein dieses fehlte dem Herzog Moritz, wie es Karln selbst fehlte, daß die Richtung des Geistes nicht eben so sehr in die Tiefe ging, als ihr Blick die Verhältnisse der Welt klar und scharf überschaute. Die innere, stille Frömmigkeit und Liebe des Gcmüthes, die heilige Ehrfurcht vor der Wahrheit und dem Rechte, welche alles Irdische den ewigen Ideen nachsctzt, und jenes nur zu beherrschen sucht, um es nach diesen zu bilden, — diese erhabenste Größe der Seele war nicht in Karl und Moritz. Der Verstand beherrschte das Herz und Klugheit galt ihnen als das Gesetz des Lebens. Daher haben sich wenige ihres vollen Vertrauens zu rühmen gehabt, und fhre Verschlossenheit macht sehr viele ihrer Handlungen zu einem Rathsel für die Geschichte. So ist es nicht mit dem Leben der erhabensten Helden der Menschheit; ihr Leben liegt wie ein großes, helles Gemäblde vor unfern Augen ausgebreitet. An weitschauendem Verstände übersah Moritz seinen Vetter, den Cburfürstcn, sehr weit; seinem Scharfblick entging es nicht, daß dieser in dem Kampfe gegen die großartige Klugheit des Kai- sers nicht bestehen werde, und nun faßte er den Gedanken, sich selbst zum Haupte des sächsischen Hauses zu machen. Er mag sich vor sich selbst damit entschuldigt haben; daß nur dieser Weg übrig sey, dasselbe zu retten; aber seine Gerechtigkeit und Wahr- heit kamen dabei auf barte Proben. Zu dem schmalkaldischen Bunde gesellte er sich nicht ; er wollte sich so lange au den Kaiser anschtießen, bis er sein Ziel erreicht habe und es Zeit sey, seinen Weg auch von diesem unabhängig zu gehen. Als der Bund rüstete rieth er davon ab, und als man ihn zur Theilnahme aufforderte, verweigerte er sie und er- klärte, daß er nur zum Schutze seiner Länder gerüstet seyn werde. Ins Geheim war er aber schon mit dem Kaiser einver- standen; wie eng, und auf welche Bedingungen, ist nicht erwie- sen : leider aber ist wahrscheinlich, daß die Aussicht auf das Chur- fürstenthum ihm schon als Lohn vorgehalten war. Welch innerer Kampf mußte daher in seiner Seele seyn, als ihm der Churfürst bei dem Auszuge gegen den Kaiser, sein Land selbst anvertraute, um es ihm zu schützen und dereinst treu zurückzulicfern! — Aber kein äußeres Zeichen that den inneren Kampf kund, — und die Klugheit besiegte die Wahrheit; um sich nicht zu verrathen, nahm er die Obhut des churfürstlichen Landes an. Der Kaiser gab sich alle Mühe, den bevorstehenden Krieg nicht als eigentlichen Religionskrieg gelten zu lassen. In einem Schreiben an die oberdeutschen, protestantischen Städte, Straß- burg, Nürnberg, Augsburg und Ulm, welches er noch von Re- gensburg aus erließ, versicherte er theucr: „Daß sich die Rüstung kaiserlicher Majestät keinesweges erhebe, um Religion und Frei- heit zu unterdrücken, sondern nur um einige widerspenstige Für-
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