1829 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
402 Vi. Ztr. Karl V. bis zum westphäl. Fried. 1520 — 1648.
Norddeutschland ohne Aufenthalt zu Ende zu führen. In Eg er
warteten seiner der König Ferdinand und der Herzog Moritz, fast
als Vertriebene aus ihren Landern; er traf am 5. April bei ihnen
ein und sie feierten dort zusammen das Osterfest. Tann brachen
sie eiligst wieder auf, und schon am 22. April stand Karl in der
Gegend von Meißen an der Elbe.
92. Die Schlacht bei Mülberg. (24. April 1547.)
Der Churfürst hatte es lange gar nicht glauben können, daß
Karl selbst gegen ihn im Anzuge sey; nun da er ihn vor sich sah,
brach er eilend die Brücke bei Meißen ab und führte sein Heer
an dem rechten Elbufer hinab, um seine Hauptstadt Wittenberg
zu erreichen. Hier konnte er alle Mittel zu einer langen und
tapfern Gegenwehr finden. Dem Kaiser dagegen lag Alles daran,
daß der Feind unterwegs schon angegriffen würde, damit der
Krieg ein schnelles Ende gewönne. Eilends zog er daher an dem
andern Elbufer, den Chürfürstlichen fast zur ^eite, und suchte
nach einer Furth, um durch den Fluß zu kommen. Der Cbur-
fürst hatte bei dem Städtchen Mülberg Halt gemacht. Noch spat
am Abend ritt der Kaiser selbst mit seinem Bruder und dem Her-
zog Moritz am Ufer hin und nirgends wollte sich ein bequemer
Uebergaug zeigen; denn die Elbe war hier 300 Schritte breit
und das entgegengesetzte Ufer war höher als das diesseitige. Da
führte der Herzog Alba einen jungen Bauern aus einem nahen
Dorfe herbei, welcher ihnen eine Furth im Flusse zu zeigen ver-
sprach; die Sachsen hatten ihm zwei Pferde mit fortgeführt, aus
Rache wollte er ihren Feinden diesen Dienst erzeigen. Moritz
versprach ihm hundert Kronen und zwei andere Pferde.
Unter dem Schutze eines dicken Nebels suchten nun am an-
dern Morgen einige tausend spanische Hakenschützen durch die
Furth ans andere Ufer zu gelangen- Ein Haufen von ihnen
schwamm nach abgeworfenem Harnisch, den Säbel zwischen den
Zähnen, hinüber, eroberte einige Kähne und brachte sie zum
Kaiser; sie wurden mit Schützen bemannt und diese feuerten nun
auf die Sachsen am andern Ufer, während die Reuter durch die
Furth setzten und jeder einen Fnßknecht hinter sich mit hinüber-
uahm. Darnach folgte auch der Kaiser, dessen Pferd der weg-
weisende Bauer am Zügel führte, der König Ferdinand, der
Herzog Moritz, und des Kaisers Feldherr, Herzog von Alba.
, Es war ein Sonntagmorgen. Der Churfürst wobnte dem
Gottesdienste in Mülberg bei, und als man ihm die Nachricht
brachte, der Feind gebe über den Fluß, — und bald, er sey
schon ganz nabe, konnte er es noch immer nicht glauben, und
wollte den Gottesdienst nickt unterbrechen. Endlich, nachdem er
vollendet, batte er nur noch eben Zeit, seinem eilig abziebenden
Heere zu folgen. Er gab Befebl, daß das Fußvolk nur streben
solle, Wittenberg zu erreichen, die Reuter aber, den Feind durch