1829 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
424 Vi. Ztr. Karl V. bis zum westph. Frieden. 1520— 1648.
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Kaisers; und durch solche seine wie seines Vaters Trefflichkeit
geschah es, daß Deutschland in einer Zeit, da in den Niederlan-
den und in Frankreich der Religion wegen das Blut in Strömen
floß, da in dem letzteren Lande die schreckliche Bartholomäus-
nacht oder Pariser Bluthochzeit, zur Schande der Menschheit,
veranstaltet wurde, Deutschland im Ganzen einer Ruhe genoß,
wie noch keiner seit der Religionstrennung.
Auch das Neichskammergericht, ursprünglich zur völligen Auf-
hebung des Faustrechts eingesetzt, gewann über die Neigung der
rohen Gewalt nun gänzlich die Oberhand. Als das letzte Auf-
brausen des Faustrechts in dieser Zeit können die Unruhen des
Wilhelm von Grumbach, eines fränkischen Reichsritters,
angesehen werden, welcher mit einem Ueberbleibsel der wilden
Schwärme des Markgrafen Albrecht in Franken hausete. Vor-
züglich verwüstete er das Gebiet des Bischofs von Würzburg und
ließ diesen selbst endlich in seiner eigenen Stadt erschießen. Das
Kammergericht sprach die Acht gegen den Mörder aus, und die,
ser flüchtete sich nach Gotha, zu dem Sohne des unglücklichen
Ehurfürsten Johann Friedrich. Er hatte den, beinahe schwachsin-
nigen, Fürsten mit der Hoffnung zu bethören gewußt, daß er
ihm das Churfürstenthum Sachsen wieder erobern wolle; darüber
erfuhr der junge Herzog ein noch unglücklicheres Schicksal, als
sein Vater. Moritzens Bruder, der Ehurfürst August, führte
das Heer an, welches die Acht vollziehen sollte, belagerte den
Herzog mit Grumbach in Gotba einen ganzen Winter hindurch
und zwang sie durch Noch zur Uebergabe. Der junge Fürst wurde
als Gefangener nach Wien, und dort auf einem offenen Wagen,
mit einem Strohhut auf dem Kopfe, dem Volke zum Spott,
durch die^ Straßen der Stadt geführt. Dann saß er 28 Jahre
lang zu Steyer in Oestreich gefangen und starb im Gefängniß.
Grumbach aber wurde nach grausamen Martern von Pferden
geviertheilt.
Statt des Faustrechts, welches die Ausartung des Kriegswe-
sens in der Lehnsverfassung gewesen war, wurde Deutsch-
land in dieser Zeit von denen, die den Krieg als ein Gewerbe
trieben, mit anderer Plage heimgesucht; gleich als sollten die
Nachtheile jeder Kriegsverfassung den Völkern fühlbar gemacht
werden, welche nicht einen jeden freien Mann zum Krieger und
Verfechter des Vaterlandes macht. Die Haufen von Miethssol-
daten, welche allenthalben hauseten, seit die Krieger für Geld
geworben wurden, die Werb- und Musterplätze, das Ab - und
Zuziehen, die Quartiere und Durchzüge der, an keine Zucht ge-
wöhnten, plötzlich zusammengelaufenen Schaaren, waren eine
unerträgliche Landplage. Die Klagen aus Marimilians I. Zeit
erneuerten sich. Kaiser Marimilian Ii. sagt in seinen Beschwer-
den, die er dem Reichstage vorlegte: „Das jetzige Wesen des
deutschen Kriegsvolks, welches ehemals vor andern Nationen
wegen seiner Frömmigkeit, Zucht und Ehrbarkeit den Preis ge-