1829 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Erhöhungen deutscher Fürsten. 497
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Mißtrauen der Religion wegen, in Deutschland entstand- In
der That hatten sich die kaiserlichen Gesandten auch nicht thätig
gegen die französischen Absichten bewiesen.
122. Erhöhungen deutscher Fürsten.
Eine andere Ursache der Uneinigkeit in Deutschland war auch
um diese Zeit die Errichtung einer neuen Churwürde für das
Haus Hannover oder Braun schweig-Lü ne bürg. Dieses
Fürstenhaus hatte dem Kaiser sehr wesentliche Dienste in den
Kriegen gegen Türken und Franzosen geleistet; Leopold war
nicht abgeneigt, es dafür durch die Churwürde zu belohnen, und
auch die meisten der übrigen Churfürsten, selbst die katholischen,
fanden sich nach und nach willig, obgleich dadurch eine neue pro-
testantische Stimme in das Churfürsten-Collegium kam. Dieses
schien nicht unbillig, weil die Protestanten durch den Uebertritt
von Churpfalz zur katholischen Religion eine Stimme verloren
batten. Allein die Fürsten, besonders Braunschweig-Wolfen-
büttel, stritten auf das eifrigste gegen diese Erhebung Eines aus
ihrer Mitte, wodurch ihnen eine der wichtigsten Stimmen entzogen
wurde. Und als der Kaiser dennoch 1692 die Belehnung des
neuen Churfürsten Ernst August von Hannover vornahm,
entstand solche Unzufriedenheit und Gährung im Fürstenrathe,
daß es besser schien, Hannover für jetzt noch keinen Sitz im
Churfürsten-Rathe nehmen zu lassen. Das neue Churfürstenthum
war nicht unbeträchtlich; der ältere Bruder, Georg Wilhelm von
Lüneburg, hatte dem jüngeren, Ernst August, sein Herzogthum
abgetreten, so daß nun Lüneburg, Kalenberg und Gruben, nebst
den Grafschaften Hoya und Diepholz, zusammen eines der größ-
ten deutschen Länder ausmachten. Ter neue Churfürst wurde
auch Erz-Panierherr des Reiches, und versprach dem Hause
Oestreich immer seine Stimme bei der Kaiserwahl und den Ka-
tholiken freie Religionsübung in seinem Lande zu geben. — Als
er 1698 starb, stimmten auch die unter den Churfürsten, welche
bis dahin ihre Einwilligung zur neunten Chur noch nicht gegeben
hatten, für die Belehnung seines Sohnes Georg Ludwig;
das Fürsten-Collegium dagegen protestirte von Neuem; und erst
später, im Jahr 1705, erfolgte auch von seiner Seite die An-
erkennung.
Das Jahr 1696 hatte auch ein deutsches Fürstenhaus auf ei-
nen königlichen Thron gehoben; der Churfürst Friedrich
August von Sachsen war von den Polen, nach dem Tode des
tapfern Sobiesky, zum König erwählt worden und nahm den
Namen August I, an. Er mußte seinen Glauben verändern
und zur katholischen Kirche übertreten; in seinen sächsischen Län-
dern wurde jedoch keine Veränderung in der kirchlichen Ver-
fassung vorgenommen.
Es war eine Zeit des Aufstrcbens unter den Fürsten und die
Kohlrausch D.gesch. 9. Aufl. 32