1829 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
504 Vii, 3fr. Dom westph. Fried, bis jetzt. 1648 — 1829.
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Da warf der Churfürst die Feder aus der Hand und Unterzeich-
nete nicht. Der Marschall kam, aber zugleich mit ihm Eugen,
der ihm gefolgt war und nun zu Marlborough stieß. Den alten
unbiegsamen Prinzen von Baden sendeten sie zur Belagerung von
Ingolstadt ab, damit er ihnen den Schlachttag nicht verderbe;
mit dem bescheidenen Eugen dagegen focht der englische Heerfüh-
rer gern zusammen, weil dieser für das Gelingen der Sache dem
eigenen Ruhme willig entsagte.
Am 12. August standen beide Feldherrn den Franzosen und
Baiern bei dem. Flecken Hochstädt gegenüber; und am 13. be-
gannen sie die Schlacht. Die Feinde hatten die größere Zahl
und eine, durch Moräste sehr gut gedeckte, Stellung. Marlbo-
rough führte den rechten Flügel, der aus Engländern und Hes-
sen bestand, gegen die Franzosen, Eugen den linken gegen die
Baiern. Die Schlacht war eine der heftigsten, und mehrmals
wurden die Angreifenden durch das furchtbarste Feuer des Ge-
schützes zurückgeworfen; endlich benutzte der Herzog einen Au-
genblick der Unordnung und drang in die Franzosen ein; nun
flohen sie, und der Chnrfürst, als er ihre Flucht sab, wich mit den
Seinigen auch zurück. 28 Bataillone und 12 Geschwader Fran-
zosen versuchten noch, sich im Dorfe Blindheim zu behaupten;
sie wurden aber eiugeschlossen und gezwungen, sich zu Gefange-
nen zu ergeben. Es war ein großer Sieg; 20,000 Franzosen
und Baiern lagen auf dem Schlachtfelde, 15,200 waren gefan-
gen, und unter diesen der Marschall Tallard selbst, mit seinem
Sobne und 818 Offizieren. An Beute hatten die Sieger eine
reiche Kriegskasse gewonnen, 117 Kanonen, 24 Mörser, und
300 Feldzeichen; überdieß 5000 Wagen,. 3600 Gezelte, und 2
Schiffbrücken. — Don diesem Tage an tönte Marlborougbs Na-
me in Liedern durch ganz Deutschland; der Kaiser ernannte ihn
zum Reichsfürsten.
Der Churfürst von Baiern sab sich gezwungen, mit den Fran-
zosen über den Rhein zu geben; sein Land wurde von den Kai-
serlichen besetzt, und seine Gemahlin behielt zu ihrem Unterhalte
nur die Stadt und das Rentamt München. — So unglücklich
endigte für ihn dieser Feldzug von 1704.
Im folgenden Jahre 1705 starb der Kaiser Leopold I. an
der Brustwassersucht, wenig betrauert von den Seinigen; denn
die Leutseligkeit, womit die Fürsten so leicht die Herzen derer ge-
winnen, welche um sie sind, besaß er nicht. Das Hervorste-
chendste in seinem Wesen war ein strenge Gottesfurcht, aber eine
solche, welche ihn von dem Willen seiner Geistlichen ganz abhän-
gig machte und gegen Andersdenkende in Unduldsamkeit ausartete.
Sonst war er gewissenhaft und sehr mildthatig gegen Arme, letz-
teres doch mit Schwäche, so daß der gröbste Mißbrauch damit
getrieben wurde. So schweren Zeiten, wie er erlebte, und ei-
nem Gegner, wie Ludwig Xiv., war Leopold nicht gewachsen.
Ihm folgte sein ältester Sohn: