1829 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
588 Vil Ztr. Vom westph. Fried, bis jetzt. 1648—1829.
'V*/Wwwww\/%/Wvwwvwv\/Vv%/Vw\/W\,Vwvwvwww\'W%/Ww\r%/Wwv'%/%/V
beigekommen, da erst waren sie ihrem Abschlüsse nahe gebracht:
aber unterdeß hatte sich die Lage Eurova's wesentlich geändert.
Die Direktoren in Frankreich hatten in ihrem Uebermuthe
Umwandlungen anderer Länder vorgenommen, welche dem schär-
fer ^Sehenden bewiesen, die neue Republick sey im Frieden fast
gefährlicher, als im Kriege. Im Anfänge des Jahres 1798
schufen sie, mit höhnendem Trotze gegen den Papst, den Kirchen-
staat in eine römische Republick, und bald darauf, nach
blutigengewaltthätigkeiten, die Schweiz in eine helvetische um.
Und unter dem Vorwände, die neuen Schöpfungen zu sichern,
ließen sie ihre Heere in den Ländern, und sogen sie durch uner-
hörte Erpressungen aus. Solches Verfahren konnte Oestreich, in
welchem die alte Sorge für Europa's Sicherheit erwachte, nicht
dulden; es fand einen Gleichgesinnten in dem Kaiser von Ruß-
land, Paul L, der seit 1796 seiner Mutter Katharina gefolgt
war. Er war ein Feind der französischen Grundsätze; schon seine
Mutter hatte den „Königsmördern" und den „Gottesleugnern"
gedroht. Jetzt war Paul noch insbesondere dadurch gegen Frank-
reich gereizt, daß ihn 'der Johanniter-Orden zu seinem Großmei-
ster wählte, nachdem die Franzosen sich der Insel Malta bemäch-
tigt hatten. Dieser Sporn für seinen Ehrgeiz war wohl berech-
net. So bildete sich eine seltsame Verbindung von Mächten gegen
Frankreich, welche so noch nicht vereinigt gewesen waren; zwi-
schen Rußland, England, Oestreich und zu diesen hinzu
die Türkei, die bisher mit zweien dieser Mächte in einer Tod-
feindschaft gelebt hatte. Frankreich selbst hatte die Türken, seine
alten Bundesgenossen, durch die wunderbare Erp ed i ti o n nach
Aegypten, im Mai 1798, zum Kriege gereizt.
Ein größerer überraschenderer Plan, als diese Unternehmung,
war bis dahin von der französischen Republik noch nicht gefaßt
worden. In einem Augenblicke, da die Unterhandlungen mit dem
deutschen Reiche noch nicht weit gediehen, also der Friede auf
dem festen Lande noch nicht gesichert war, da England noch einen
siegreichen Kampf zur See führte, segelte plötzlich der Kern des
französischen Heeres, mit den besten und glücklichsten Heerführern,
über die Meere nach einem fernen Laude, von welchem bald alle
Rückkehr versperrt war, um, wie es in der französischen Erklä-
rung hieß, „Aegypten von der Tyrannei der Mamelucken zu
befreien und die Pforte an diesen übermüthigen Vasallen zu
rächen-" Seltsameres, schien es, konnte wohl nicht erdacht wer-
den; aber es lag hinter diesen Worten, die der blödeste Verstand
nicht als Wahrheit annehmen konnte, eine weitere Absicht. Ae-
gypten ist eines der fruchtbarsten Länder des Erdbodens und
konnte, bei guter Beuutzung, den Verlust reichlich ersetzen, den
Frankreich in Westindien erlitten hatte; denn Aegypten kann alle
Erzeugnisse der heißesten Länder Hervorbringen. Ueber Aegypten
ferner ging einst der Handelsweg nach Ostindien, 'kurzer und
schucllcr, als um das Vorgebirge der guten Hossuuug; von Ae-