1829 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
604 Vii. Zlr. Vom westph. Fried, bis jetzt. 1648 — 1829.
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cbischen Landes zu rächen. — In diesem Augenblicke schloß der
Kaiser Franz den Waffenstillstand, und zeigte die unbedingte Nei-
gung zum Frieden; das Unglück seiner Länder betrübte ihn zu
sehr, und er wähnte damals noch, ein Friede mit diesem Gegner,
durch große Opfer erkauft, könne Bestand haben; als wenn
Opfer deffcn Lust nach dem Ganzen zu stillen vermogtcn!
Der preußische Abgeordnete, der Graf von Haugwitz, der
gesendet war, das Gesetz des Friedens vorzuschreibcn, oder Krieg
zu verkündigen, sah sich durch Oestreichs Abfall in große Verle-
genheit gesetzt, und hielt es für angemessen, statt des drohenden
Wortes, welches ihm der König mitgegeben, in sanfter, friedli-
cher Weise zu reden. Und der französische Bericht pries „die
Weisheit Preußens, welches nie einen biederer» und und unei-
gennützigeren Freund gehabt habe, als Frankreich. Uebrigens
hänge das französische Volk von niemand ab, und 150,000 Feinde
mehr würden den Kampf nur um etwas verlängert haben!" —
Solche Sprache hätte der preußische Abgeordnete besser verstehen
und Preußens Würde fühlend, auf frischer That, da Oestreichs
Friede noch nicht geschlossen war, tbun sollen, was sein König
ihm befohlen hatte, und ein halbes Iabr nachher dennoch zu thun
sich entschloß. Vielleicht mogte Oestreich, wenn es Preußens
Ernst sab, einen längeren Krieg dem schmählichen Frieden vor-
ziehen. Statt dessen Unterzeichnete Haugwitz, ohne Vollmacht,
den Vergleich zu Wien, wodurch Preußen Anspach an Baiern,
Neuschatel und Cleve an Frankreich abtrat, und dafür Han-
nover erhalten sollte, worauf England keinesweges Verzicht ge-
leistet hatte. So streute Napoleon den Saamen der Zwietracht
zwischen Preußen und England aus, wohl wissend, daß beide
durch Verbindung mit einander stark waren.
Fünf Tage nach diesem Vertrage schloß Oestreich den Fr i e-
d cn zu Preß bürg, den 25. Dezember 1805. Durch diesen
Frieden, der alle bisherigen an Härte übertraf, verlor Oestreich
1000 □ Meilen Landes und an 3 Millionen Unterthanen, und
zwar von den besten, die es besaß. Das treue Tyrol, welches
noch in diesem Kriege seine Anhänglichkeit an das östreickusche
Haus trefflich bewiesen batte, mußte nebst Burgau, Eichstädt,
einem Tbeil von Passau, Voralberg und anderen Besitzungen
Vorderöstereichs an Baiern; was Oestreich in Schwaben besaß,
an W ü r t e m b e r g und Baden, Venedig an das Königreich
Italien abgetreten werden. Dagegen erhielt Oestreich einen
geringen Ersatz durch Salzburg, und der Cburfürst von Salz-
burg wurde aus dem Lande, das er eben erhalten, nach Würz-
burg verpflanzt, welches Baiern abtrat. — Die Länder mit
ihren Bewohnern wurden als eine Waarc betrachtet, welche ans
der Hand des Einen in die des Andern übergehen könne, wie
der Markt es eben mit sich bringe. So wollte es die Lehre des
Despotismus, damit Liebe und Anhänglichkeit für die alten Für-
srcnhäuser^entwurzclt, das Gemüth zu Eis erkältet, das Menjch-