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1. Die deutsche Geschichte - S. 606

1829 - Elberfeld : Büschler
606 Vil Ztr. Vom westph. Fried, bis jetzt. 1648 — 1829. wlg Napoleon, zu seinem Theile gegeben. Es hatte nicht das schlimmste Loos gezogen, denn Ludwig fühlte die Pflicht, für sein neues Volk mehr zu leben, als für seines Bruders Willen. Ein dritter aus des Kaisers Verwandschaft, sein Schwager Joachim Mürat, ward an dem rechten Ufer des Rheines, des Stromes, der so oft als natürliche Scheidewand zwischen dem Deutschen und Französischen genannt war, aufgestellt, ein bedenkliches Zeichen für die Zukunft; er erhielt die Herzogthümer Cleve und Berg; ersteres hatte Preußen, letzteres Baiern für Anspach, abgetreten. Ale ran der Berthier endlich, der erste im Kriegsrathe Napoleons, bekam das Fürsteutbum Neuschatel. Zugleich mit diesen äußern Vorrüstungen wurde der Plan der innern Gestaltung des großen Baues gleichfalls klarer dargelegt. Französische Blatter mußten das System des Gleichgewichts, an welchem Europa noch immer mit einigem Glauben gehangen hatte, als ein sehr thörichtes ausschreicn, welches nur Eifersucht und Kriege erzeugt habe. Ruhe sey nur dann zu hoffen, wenn Einer den unbestrittenen Vorrang habe, und seinem Worte bei den Streitigkeiten der Völker Folge geleistet werde. Es war die Sprache der Römer, kurz vor der Zeit als sie die Weltherrschaft geradezu an sich rissen; da nannten sie sich auch die Schieds- richter der Welt, und ihre Gesandten zogen mit ihren Stäben Kreise um die Könige, welche noch diesen Namen trugen, und forderten auf der Stelle die Erklärung des Gehorsams. — Zu einem einzigen Reiche schien ihm doch wohl Europa zu groß, aber es sollte, unter dem Namen eines Föderativstaatcs, durch eine Familienherrschaft umfaßt werden, und die Brüder und Vettern und Angcheiratheten sollten unter Königs- und Für- sten-Namen die Statthalter des großen Kaisers in Paris seyn. Alexanders Welteroberung war zerfallen, weil er kein Herrscher- geschlecht gestiftet hatte; Karls des Großen Reich und Geschlecht zerging in Theile, weil er den Plan entworfen hatte, ein Fami- lienreich zu stiften, ohne einen Mittelpunkt für die Familie, und weil Ludwig der Fromme, dem Plaue gemäß, das Reich unter seine Söhne vertheilt. Daher ersann Napoleon einen neuen Ent- wurf. Alle Glieder des großen Herrschergeschlechts, so verordnete er in dem kaiserlichen Familiengesetze, sollten im kaiserlichen Er- ziebungshause in Paris erzogen werden, unter des Kaisers Augen, nach seinen Grundsätzen; ohne seine Erlaubniß sollten sie sich nicht verehelichen, nicht über dreißig Stunden von Paris entfer- nen dürfen. Er wollte ihr gemeinschaftlicher Vater und Herr seyn. So, hoffte er, wenn die ganze Jugendzeit durch ihn ge- leitet sey, sollten sich sein Geist und seine Grundsätze auf Jahr- hunderte in ihnen vererben, wie im römischen Senate die großen Grundsätze der Staatskuust Jahrhunderte lang von einem Ge- schlecht auf das andere forterbten. Aus Paris sollten die dort erzogenen Prinzen den gleichen Sinn, mit der gleichen Sprache
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