1827 -
Erlangen
: Heyder
- Autor: Böttiger, Carl Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
Einleitung.
^vbenti Geschichte das Geschehene oder dessen
Kenntniß und Darstellung ist, so müßte eigentlich All-
gemeine- Universal- oder Weltgeschichte ein Inbegriff
Alles Geschehenen überhaupt sein; so wie die Welt
selbst, um es faßlich auszudrücken, ein Inbegriff alles
dessen ist, was man mit Vernunft und Sinnen m,
über, unter und neben sich wahrnehmen kann. Aber
nicht einmal Raum und Zeit, die Grundpfeiler des Un-
geheuern Reiches des Geschehenen ermißt der schwache
Menschengeist; wie viel weniger erfaßt er das Ganze
in dessen Ueberschwenglichkeit? Dunkel mag es man^
cher geahnet haben, aber Ahnen ist kein Wissen, und
Geschichte ist Wissenschaft.
Im beschränkter», möglichern Sinne ist allge-
meine Geschichte: eine beglaubigte Kenntniß oder
Darstellung der wichtigsten Schicksale der Erde und
des menschlichen Geschlechts von der ältesten bis auf
die neueste Zeit. Aber wenn es schon schwer ist, die
60 oder 80 Jahre des Einzelnen historisch aufzufassen,
so ist es noch viel schwerer mit den fast 6000 Zähren
der gesammten Menschheit. Darum gibt, und auch
dies nur mit großen Anstrengungen und nicht geringen
Lücken, die allgemeine Geschichte, eben nur das Allge-
meine und Wichtigere, und begehrt nicht ängstlich ein-
zudringen in das Einzelne, Unwichtigere. Wie es eine
Schneelinie der hohen Berge gibt, gibt es auch eine
Höhenlinie des Universalhistorischen, in welche oft ganze
Völker gar nicht, und einzelne Menschen wieder hoch
hinausragen. Was diese Höhe nicht erreicht, kann
zwar historisch sein, doch gehört es nicht der Allgemei-
nen Geschichte an. — Wie groß und ehrwürdig diese
Wissenschaft sei, geht hieraus schon zum Theil hervor.
Aber ohne sie möchte es der Mensch auch überhaupt zu
wenig Bildung, zu wenig anderem Wissen, nicht zum
Erkennen feiner selbst und seiner Stellring auf der