1827 -
Erlangen
: Heyder
- Autor: Böttiger, Carl Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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Nördlich von dem im Anfänge dieses Zeitraums
sehr mächtigen Medien, lag die dazu eroberte gebir-
gige Landschaft Persis. Einem Manne aus dieser Pro-
vinz hatte der medische König, Astyages, durch böse
Träume gewarnt, seine Tochter vermählt und den von
ihr gebornen Knaben Cyrus zu tödten befohlen. Wun-
derbar gerettet (man liebte es, nachher berühmten Män-
nern, besonders Staatenstiftern wunderbare Zugend-
schicksale anzudichten) wuchs er, der kühnste seiner Mit-
gespielen, heran, und sah mit Jammer seine persischen
Landsleute unter medischem Zoche. Nicht einmal jener
Wahl mochte es bedürfen, die er seinen nomadischen
Persern zwischen dem Tage der mühsamen Urbarma-
chung eines Ackers und dem Tage des darauf gehalte-
nen frohen Schmauses ließ, um die muthigen Bergbe-
wohner zur Selbstbefreiung zu begeistern. Im I. 560
erlag Astyages in der Schlacht von Pasargada und das
medische Reich gehorchte dem Eyrus. Sodann wendete
sich Cyrus gegen Lydien, den größten Staat in Klein-
asien, unter dem reichen Krösus, dem Schwager des
Astyages. Ein thörichtes Vertrauen auf seine Schätze
(von dem ihm selbst der weise Solo« nicht hatte hei-
len können) und auf den Doppelsinn delphischer Orakel-
fprüche, wich nach seiner Besiegung und Gefangen«
nehmung erst auf den Scheiterhaufen zu Sardes.
Doch schenkte ihm Cyrus das Leben. Damit kamen
auch die kleinasiatischen Griechen unter Persische Herr-
schaft. Nur die Phocäer wanderten aus und brachten
sich und den Oelbaum und Weinstock endlich nach
Masstlia. Mit kluger Kaufmannspolittk unterwarfen sich
Phöniziens Städte freiwillig. Babylon wurde nach
Ableitung des hindurchfileßenden Euphrat erobert (536)
und so sielen alle Länder Vorderasiens, bis auf Arabien,
unter die persische Herrschaft. Damit endete auch
das 70jährige Babylonische Exil der Juden, aber nur
die Aermern kehrten zur Heimath zurück. Doch der
Herrscher.vom Oxus und Indus bis zum Mittelmeere
war noch nicht zufrieden. Die durch Karavanenhan-
del bereicherten Nomadenvölker Mittelasiens lockten
seine Eroberungslust; aber er erlag einer Königin der
Massageten, Tomyris, welche, so geht die Sage, des