1827 -
Erlangen
: Heyder
- Autor: Böttiger, Carl Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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und Bildhauerei wurden meist nur von Griechen getrieben,
oder griecklsche Kunstwerke zu tausenden nach Nom ge-
bracht. Die Sitten sanken immer mehr mit den Reich-
thümern, Sklaven und Fremden, die in Nom zusammen-
strömten. Viele wußten ihre Schatze gar nicht durchzu-
bringen. Lucull (der übrigens die Kirschen nach Europa
brachte) ließ Berge ebnen, Seen ausgraben, um See-
fische im Meerwasser mitten im Lande halten zu können;
Hortensius begoß seine Bäume mit Wein; ein Crassus
meinte, nur der sei reich, der ein ganzes Heer auf eigne
Kosten halten könne. Die Landhäuser mußten Zimmer
für alle Jahreszeiten haben. Um Stellen bewarb man sich
meist durch Bestechung des Volkes und mündliche Be«
Werbung bei den Einzelnen, die sie den Meistbietenden
gaben. Die Lage der Provinzen war destoelender. Die
römischen Ritter, welche die Zölle pachteten, und die
Gerichte verwalteten, die Wucherer, die 50 Procent
nahmen, richteten alles zu Grunde. Bet Gastgelagen
(man lag nämlich zu Tisch) reizte man die überladenen
Magen durch Pfauenfedern, den Ueberfluß wieder von sich
zu geben, um neuen Appetit zu bekommen. Dafür kam
auch wohlantonius früh schon betrunken aufs Forum
um Gericht zu halten, und gab den Parteien statt des
erwarteten Spruches oft ganz andere Dinge zum Be-
sten. Das Leben des Römers war wie das des Griechen
meist öffentlich; daher auch die öffentliche Fracht der
Tempel, der Basiliken, des Capitols, der Bäder, der
Theater, Circus, der Wasserleitungen dem entsprach. Nur
in ihren Villen, wo oft Tausend Sklaven, für jedes al-
lergeringste Geschäft einer, Einem Herrn dienten, wa-
ren die Römer prächtig. Sklaven waren oft Vorleser,
Äerzte, Erzieher, Künstler und Handwerker, und wur-
den nach ihren Fähigkeiten bis auf 5000 fi. der Mann
gekauft; konnten aber auch von ihrem Herrn gekreuziget
oder tobt gepeitscht werden. Und doch kannte man weder
die Bequemlichkeit der Glasfenster noch der Schornsteine;
für solche Erfindungen waren die Römer nicht gemacht.
So war in diesem Zeiträume Rom der Mittelpunkt
der alten Welt geworden. Aber wenn es fast alle et«
vilisirten Völker der Welt in drei Welttheilen jetzt be-
herrschte, so war dieß doch für die weitere Entwicklung