1827 -
Erlangen
: Heyder
- Autor: Böttiger, Carl Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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stört, Tausende flüchteten sich vor ihm in die Lagunen
des adriatischen Meers, und gründeten daselbst Vene-
dig; aber Bischof Leo und reiche Geschenke brachten
Ättila vom Zuge gegen Rom ab, und bald hernach
(453) starb er in Ungarn, und wurde unter kriegeri-
schen Spielen und Gesängen begraben; die ihn begraben
aber, wurden erschlagen, damit niemand verrathe, wo
der große Hunnenheld ruhe. Sein Reich zerfiel. Die
unterjochten Ostgothen, Gepiden, Avaren, Longobarden
traten zur Freiheit zurück. Aetius wurde aber von
seinem mistrauischen Kaiser erstochen.
Die letzten 21 Jahre des weströmischen Reichs zah-
len noch Q Imperatoren. Ums Jahr 455 brach Gen-
serich nach Italien herüber, und, gleichsam von den
Manen der alten Karthager begleitet, plünderte er
Rom furchtbar aus. Vorzüglich waren die Ausländer
im römischen Solde, die letzte Stütze des Reiches, ein
Ricimer, ein Gundobald, Orestes, die den Thron
nach Willkür besetzten. Letzterer gab ihn 475 seinem
eigenen Sohne Romulus Augustulus, den aber
der Befehlshaber der in der kaiserlichen Leibwache die-
nenden Heruler , Rugier^ Sciren, .Tur.cilinger^.^) d o-
aker in Pavia belagerte, bis er sich freiwillig ergab
und den Purpur niederlegte, 476 n. Chr. Odoaker (dem
srommen Krieger hatte es der heilige Severin in Baiern
wohl vorausgesagt) nannte sich sofort König von Ita-
lien, und regierte 14 Jahre. Die Reihe der Kaiser
war zu Ende; 1220 I. hatte das römische Reich ge-
dauert, und die Deutung des alten Auguriums von
den 12 Schicksalsvögeln, daß Rom 6 Jahrhunderte
wachsen, 6 Jahrhunderte sinken werde, war erfüllt.
Mit einem Romulus begann und hörte auch das Reich
auf, so wie Constantinopel durch einen Constantin ge-
gründet, und durch Mew Constantin 1453 wieder ver-
loren wurde. (Die Geschichte des oströmischen oder
griechischen Reiches bietet nichts weltgeschichtliches bis
zum Schluffe dieses Zeitraums dar.)
So war gekommen, ^was kommen mußte. Der
Coloß war von außen nur darum so leicht zu erschüt-
tern und umzustürzen gewesen, weil der Grund, auf
dem er stand junl> jeder Staat steht, weil Redlichkeit,